Präeklampsie zuverlässig vorhersagen
Präeklampsie (umgangssprachlich auch „Schwangerschaftsvergiftung“ genannt) tritt meist erst in der zweiten Schwangerschaftshälfte auf und ist durch erhöhten Blutdruck, vermehrte Eiweißausscheidung im Urin und Wassereinlagerungen gekennzeichnet. Die Ursachen sind bis heute nicht vollständig geklärt und auch eine Früherkennung ist nicht leicht. Um eine Präeklampsie dennoch so früh wie möglich zu erkennen, wird bei Schwangeren regelmäßig der Blutdruck gemessen, der Harn auf den Eiweißgehalt untersucht sowie das Gewicht kontrolliert. Wird eine Präeklampsie zu spät erkannt, kann sie im schlimmsten Fall zum Tod von Mutter und Kind führen.
Präeklampsie-Verdacht kann jetzt durch einen Bluttest geprüft werden
Bei der Präeklampsie spielt das Verhältnis der Proteine sFlt-1 und PlGF, die beide in der Plazenta produziert werden und im mütterlichen Blut zirkulieren, eine wichtige Rolle. In der PROGNOSIS-Studie, an der Geburtsmediziner der Charité – Universitätsmedizin Berlin maßgeblich beteiligt waren, ist es den Forschern nun gelungen, einen sogenannten Trennwert für den sFlt-1/PlGF-Quotienten zu ermitteln, der die Erkrankung zuverlässig innerhalb einer Woche ausschließen und auch das Auftreten der Erkrankung und dadurch bedingter Komplikationen prognostizieren kann.
An der Studie nahmen insgesamt 1.273 Schwangere mit Verdacht auf Präeklampsie teil. Bei allen wurde der sFlt-1/PlGF-Quotient im Blut mittels eines Serumtests bestimmt. Bei einem Wert von unter 38 konnte eine Präeklampsie mit nahezu hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit innerhalb einer Woche ausgeschlossen werden. War der Wert von 38 überschritten, so betrug die Vorhersagewahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Präeklampsie innerhalb der nächsten vier Wochen 36,7 Prozent. Das Auftreten von mütterlichen oder kindlichen Komplikationen einer Präeklampsie innerhalb der nächsten vier Wochen konnte mit einer 65,5-prozentigen Genauigkeit vorhergesagt werden.
Präeklampsie-Test steigert Sicherheit für Mutter und Kind
„Das Hauptproblem an der Präeklampsie ist, dass die Symptomatik häufig nicht eindeutig oder das klinische Bild unklar ist. Der sFlt-1/PlGF Quotient kann uns helfen, die Wahrscheinlichkeit des Auftretens der Erkrankung oder deren Verlauf besser einzuschätzen“, betont Privatdozent Dr. Stefan Verlohren von der Klinik für Geburtsmedizin der Charité und korrespondierender Autor der Studie. Mit dem Serumtest kann dieser Quotient nun bestimmt werden und auch bei fehlenden Symptomen anzeigen, ob eine Frau eine Präeklampsie oder dadurch verursachte Komplikationen entwickeln wird. „So können wir vermeiden, dass eine Schwangere zu früh entbunden oder zu spät behandelt wird“, erklärt Verlohren. Vor allem sei es jetzt möglich, die Erkrankung sicher für eine Woche auszuschließen; das trage entscheidend zur Beruhigung der Patientinnen bei.
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