Potsdamer Modellprojekt vermittelt Reste aus Impfampullen an Impfwillige

In Impfzentren bleibt oft Impfstoff übrig. In Potsdam werden solche Reste an Freiwillige verimpft – Foto: © Adobe Stock/ André Havergo
Es ist ein Skandal, dass seit Jahresbeginn Zehntausende von Impfstoffdosen weggeworfen wurden und werden. Hintergrund ist, dass es bundesweit keine einheitlichen Regelungen gibt, wie mit Resten aus Impfstoff-Großampullen umgegangen werden soll, die am Ende des Tages übrig bleiben. Oft lässt sich nämlich aus den Multidosis-Durchstechflaschen von BionTech, Moderna oder AstraZeneca eine Zusatzdosis für eine weitere Impfung entnehmen. Damit könnten täglich viele Tausend Menschen zusätzlich gegen Covid-19 geimpft werden.
Potsdamer Lösung hat schon tausende Impfungen ermöglicht
Dabei gibt es Möglichkeiten, Reste aus Impfampullen an den Mann zu bringen. Eine davon nutzt die Asklepios Kliniken Gruppe. Es ist eine spezielle Software des E-Health-Unternehmens samedi. In Potsdam werde die Software bereits im Rahmen eines Modellprojekts erfolgreich eingesetzt, teilt die Klinikgruppe jetzt mit. Über eine digitale Warteliste seien dort bereits tausende Dosen vermittelt worden. „Warum nutzen nicht mehr Impfzentren diese Möglichkeit, um die Reste aus den Ampullen zu nutzen, anstatt sie hilflos wegzuwerfen?", kritisiert Kai Hankeln, Chief Executive Officer (CEO) der Asklepios Kliniken Gruppe. Dies könne den Impferfolg in Deutschland erheblich beschleunigen.
Impftermin innerhalb von 30 Minuten
Die Softwarelösung funktioniert so: Impfwillige tragen sich über die leicht zugängliche Terminvergabesoftware in eine Warteliste ein, und das Impfzentrum kann dann die Impfwilligen kurzfristig per Anruf, E-Mail oder SMS informieren, falls am Ende des Tages absehbar noch Impfreste zur Verfügung stehen. Wer innerhalb von 30 Minuten vor Ort ist, erhält eine Impfung, wobei die Berechtigung datenschutzkonform geprüft wird. Das funktioniere in Potsdam hervorragend, sagt Hankeln. „Dort gibt es praktisch keine Impfreste, die weggeworfen werden, und warum sollte das nicht bundesweit funktionieren?"
Digitale Warteliste
Seit Start der Impfkampagne wurden über die Software von Samedi bereits eine Dreiviertelmillion Impftermine koordiniert. Neben dem Impfzentrum in Potsdam nutzen auch Gesundheitseinrichtungen im Saarland, Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt die Software des Berliner Anbieters.
Neben dieser normalen Terminvergabe läuft in Potsdam seit einigen Wochen zusätzlich das Modellprojekt, das über eine digitale Warteliste Impfreste an Impfwillige vermittelt. Auch bei kurzfristig abgesagten Impfterminen können mithilfe der samedi-Software und der digitalen Warteliste zusätzliche Impfungen vergeben werden.
Interessierte können sich unter diesem Link auf die Impf-Warteliste setzen lassen: https://impfwarteliste-potsdam.de/.