Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Post-Covid: Wie die Rückkehr an den Arbeitsplatz besser gelingt

Freitag, 28. Januar 2022 – Autor:
Manche vergleichen das Post-Covid-Syndrom mit einem Burnout. Erschöpfungszustände, gedrosselte Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit, Depressions- und Angstsymptome – und keiner weiß, wann man wieder der Alte ist. Ratschläge des TÜV Rheinland für eine erfolgreiche Rückkehr von Covid-Kranken in den Beruf – für Arbeitnehmer und Vorgesetzte.
Mitarbeiterin sitzt erschöpft und mit Kopfschmerzen am Schreibtisch im Büro und hält sich die Fingerspitzen an die Schläfen.

Das Long-Covid-Syndrom kann die Leistungsfähigkeit erheblich einschränken. – Foto: TÜV Rheinland AG

Wer Glück hat, für den ist Covid-19 nach einer überstandenen Infektion vorbei – bei einem milden Verlauf innerhalb von ein bis zwei Wochen. Aber etwa zehn Prozent der Menschen, die sich mit dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 infiziert hatten, leiden auch nach überstandener Infektion für mindestens vier Wochen an körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen. Das Krankheitsbild wird „Long-Covid-“ oder auch „Post-Covid-Syndrom“ genannt. Viele Covid-19-Patienten quälen sich trotz einer gut überstandenen Krankenhausbehandlung monatelang mit Folgeschäden der Infektionskrankheit herum. Long-Covid kann aber selbst bei Patienten auftreten, die einen milden oder gar symptomlosen Verlauf hatten.

Post-Covid: Das sind typische Symptome

Long-Covid ist eine „Krankheit nach der Krankheit“, die Parallelen zum Burnout-Syndrom zeigt. Typisch sind Erschöpfungszustände („Fatigue“), Luftnot, Leistungs- und Aktivitätseinschränkungen, Kopfschmerzen sowie Geruchs- und Geschmacksverlust. „Die Symptome können aber sehr vielfältig sein: Sie reichen von Husten über depressive oder Angstsymptome, Schmerzen, Konzentrationsstörungen, kognitive Einschränkungen bis hin zu Magen-Darm-Beschwerden und Schwindel", erläutert Wiete Schramm, Fachärztin für Arbeitsmedizin beim TÜV Rheinland.

Viele Post-Covid-Patienten erreichen gewohntes Energie-Level nicht mehr

Viele dieser Patienten finden trotz überstandener Primärkrankheit so schnell nicht wieder zu ihrem gewohnten Aktivitäts- und Leistungslevel zurück. Je nach Schweregrad müssen Betroffene Aufgaben und Aktivitäten langsamer angehen oder können Tätigkeiten im Privatleben oder Beruf nicht mehr ausführen. Einige sind sogar im Alltag auf Hilfe angewiesen. Betriebsärzte von TÜV Rheinland beraten Betroffene im Rahmen des Wiedereinstiegs in die berufliche Tätigkeit.

Zurück im Beruf: Überforderung vermeiden

Auf was muss ich achten, wenn ich als Beschäftigter mit Post-Covid-Syndrom in meinen Beruf zurückkehren will? „Dann ist es erst einmal wichtig, dass Sie sich nicht überfordern“, heißt es in einer Patienteninformation des TÜV. „Vor allem Personen, die sehr leistungsorientiert sind, leiden doppelt: Sie spüren die körperlichen und psychischen Einschränkungen durch das Post-Covid-Syndrom und müssen verkraften, dass sie nicht mehr so leistungsfähig sind. Dabei ist den Betroffenen ihre eingeschränkte Belastbarkeit nicht anzusehen, und oftmals schämen sie sich, darüber zu sprechen.“

Tipps für Post-Covid-Betroffene am neuen alten Arbeitsplatz

„Bestimmte Strategien aus der Stressbewältigung können Menschen mit einem Post-Covid-Syndrom helfen, mit Belastungen besser umzugehen“, heißt es beim TÜV Rheinland weiter. Ein Weg besteht demnach darin, die eigene Einstellung zu Leistung – gegebenenfalls mit therapeutischer Hilfe – zu reflektieren. Ziel ist es, die Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren. Aber auch Atem-, Konzentrations- und Achtsamkeitsübungen, Meditation sowie Physiotherapie und Sport können dazu beitragen, die Folgen der Erkrankung zu lindern.

Post-Covid-Berufsrückkehrer: Auf was Vorgesetzte achten sollten

Kehren Mitarbeiter mit Post-Covid-Syndrom an den alten Arbeitsplatz zurück, sind dem TÜV zufolge auch die Führungskräfte gefragt: Sie müssten mit den Betroffenen ausloten, welche Aufgaben diese übernehmen könnten. „Überschreiten Menschen mit Post-Covid-Syndrom ihre Belastungsgrenze, können die Beschwerden schwerer als zuvor zurückkehren. Daher ist es wichtig, dass Führungskräfte ein offenes und konstruktives Gespräch bei der Rückkehr führen."

Eine betriebspsychologische Beratung kann helfen

„Unsere Workshops zum gesunden Führen greifen dieses Thema auf, und wir beraten Führungskräfte auch individuell zum Umgang mit diesen Mitarbeitenden. Darüber hinaus ist es für Betroffene hilfreich, wenn sie ihre Situation in einer betriebspsychologischen Beratung reflektieren können", erklärt Iris Dohmen, die als Psychologin beim TÜV Rheinland Unternehmen und Organisationen verschiedener Branchen zu betriebspsychologischen Fragestellungen berät.

Schwerere Fälle: Arbeitgeber zu „Beruflichem Eingliederungs-Management“ verpflichtet

Passiert es, dass Beschäftigte aufgrund eines Post-Covid-Syndroms innerhalb von zwölf Monaten länger als sechs Wochen arbeitsunfähig geschrieben werden mussten, ist der Arbeitgeber zu einem sogenannten Beruflichen Eingliederungsmanagement (BEM) verpflichtet. Fachleute des TÜV Rheinland unterstützen Unternehmen und Betroffene in diesem Prozess. So gelingt es, die Beschäftigten langsam wieder ins Berufsleben zurückzuholen und den Arbeitsplatz an ihre Bedürfnisse anzupassen.

Post-Covid: Vielgesichtige Krankheit braucht interdisziplinäre Therapie

Das Post-Covid-Syndrom hat viele Gesichter und Symptome – physische und psychische. „Und vielfältige Auswirkungen auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit“, sagt TÜV-Arbeitsmedizinerin Schramm. Eine solche Vielfalt an Beschwerden bedürfe deshalb auch einer angemessenen Therapie und Rehabilitation in entsprechend kompetenten Zentren mit interdisziplinärem Therapieangebot.

Hauptkategorie: Corona
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Infektionskrankheiten , Coronavirus , Burnout , Depression , Fatigue

Weitere Nachrichten zum Thema „Post-Covid-Syndrom“

29.10.2021

Wenn eine Corona-Infektion auskuriert ist, ist sie für viele deshalb längst nicht vorbei. Ein Drittel der genesenen Erwachsenen laboriert auch drei Monate nach der akuten Infektion an körperlichen und seelischen Folgeproblemen herum. Eine erste Großstudie aus Deutschland zeigt jetzt: Obwohl sie jünger und gesünder sind, sind Kinder und Jugendliche fast genauso stark davon betroffen.

22.08.2021, aktualisiert: 20.01.2023

Long-Covid zeigt sich an einer großen Bandbreite von Symptomen. Es können körperliche, kognitive und psychische Symptome auftreten, die den Alltag erheblich erschweren können. Welche es im einzelnen sind und welche Zusammenhänge es gibt, wird intensiv erforscht.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin