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Post-Covid-Syndrom trifft auch Kinder und Jugendliche

Freitag, 29. Oktober 2021 – Autor:
Wenn eine Corona-Infektion auskuriert ist, ist sie für viele deshalb längst nicht vorbei. Ein Drittel der genesenen Erwachsenen laboriert auch drei Monate nach der akuten Infektion an körperlichen und seelischen Folgeproblemen herum. Eine erste Großstudie aus Deutschland zeigt jetzt: Obwohl sie jünger und gesünder sind, sind Kinder und Jugendliche fast genauso stark davon betroffen.
Junge Frau liegt erschöpft im Bett.

Nicht nur Erwachsene, auch Kinder und Jugendliche können von längerfristigen gesundheitlichen Komplikationen nach einer Covid-19-Infektion betroffen sein. Typische Symptome bei ihnen: Unwohlsein und rasche Erschöpfung, Schmerzen im Hals- und Brustbereich, aber auch Ängste und Depressionen. – Foto: AdobeStock/Maridav

Post-Covid-Syndrom: Dieser Begriff steht für Krankheitssymptome und gesundheitliche Einschränkungen, die selbst drei Monate nach einer akuten Infektion mit dem Coronavirus andauern oder sogar neu hinzukommen – obwohl die Krankheit als solche längst überstanden ist.

Eine der ersten Großstudien zum Thema „Post-Covid“

Weil das Thema so jung ist, ist es für die Wissenschaft noch immer Neuland. Erste Studien haben sich nur mit den gesundheitlichen Auswirkungen bei Erwachsenen befasst. Acht deutsche Gesundheitsinstitutionen haben jetzt – in einer der ersten Großstudien zu diesem Thema – die Folgen für jüngere Altersgruppen systematisch erforscht. Datenbasis der Untersuchung waren Abrechnungsdaten großer gesetzlicher Krankenkassen von rund 38 Millionen gesetzlich Versicherten mit und ohne Covid-19.

Das Zentrale Ergebnis der Studie: „Nicht nur Erwachsene, auch Kinder und Jugendliche sind demnach potenziell von Post-Covid betroffen“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der Institutionen, die hinter der Studie stehen, darunter alle großen deutschen Krankenkassen.

Post-Covid bei Jüngeren: Die Symptome

Folgende Symptomen und Erkrankungen wurden bei Kindern und Jugendlichen im Zusammenhang mit dem Post-Covid-Syndrom dokumentiert:

  • Unwohlsein
  • rasche Erschöpfung
  • Husten
  • Schmerzen im Hals- und Brustbereich
  • Angststörungen
  • Depressionen.

Als Symptome, die eher für Erwachsene typisch sind, werden in der Studie die folgenden genannt:

  • Geschmacksstörungen
  • Fieber
  • Husten
  • Atembeschwerden.

Post-Covid-Studie: Vergleich von 96 Symptomen und Erkrankungen

Infizierte und Nicht-Infizierte wurden hinsichtlich 96 vorab festgelegter Symptome und Erkrankungen verglichen, die drei Monate nach Infektions- beziehungsweise Einschlussdatum neu dokumentiert wurden. Die Analysen zeigen, dass bei der Gesamtheit der Covid-19-Betroffenen (also bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen) mehr als drei Monate nach der Diagnose bestimmte neue Symptome und Erkrankungen häufiger diagnostiziert wurden als bei vergleichbaren Personen ohne diese Diagnose. Diese neuen Krankheitssymptome betreffen sowohl körperliche als auch seelische Erkrankungen; außerdem eine Vielzahl unterschiedlicher Organsysteme und Symptomkomplexe.

Post-Covid-Symptome: Bei Kinder und Jugendlichen mit Infektion fast dreimal so häufig wie bei Nicht-Infizierten

Sieht man sich die Bilanz all dieser Symptome und Erkrankungen an, zeigt sich: Bei Kindern und Jugendlichen wurden die für Post-Covid als typisch angenommenen Symptome um 30 Prozent häufiger diagnostiziert als bei Angehörigen derselben Altersklasse ohne Covid-19. Bei Erwachsenen mit Covid-19-Diagnose lag die Post-Covid-Diagnose-Rate um rund 33 Prozent höher. Insgesamt waren Kinder und Jugendliche fast genauso stark von Post-Covid betroffen wie Erwachsene.

Post-Covid-Studie: 150.000 laborbestätigte Covid-19-Fälle

Datenbasis der jetzt Studie sind Abrechnungsdaten von rund 38 Millionen gesetzlich Versicherten  der AOK Bayern, der AOK PLUS Sachsen und Thüringen, der Barmer, der DAK-Gesundheit, der Techniker Krankenkasse sowie der Forschungsdatenbank des „Instituts für angewandte Gesundheitsforschung“ (InGef) Berlin. Über letztere wurde ein wesentlicher Teil der Daten von Betriebskrankenkassen mit einbezogen. In die Analyse gingen Daten von mehr als 150.000 Personen mit labormedizinisch nachgewiesener COVID-19-Erkrankung im ersten Halbjahr 2020 ein, darunter fast 12.000 Kinder und Jugendliche. Koordiniert wurde die Studie vom „Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung" (ZEGV) der Dresdner Hochschulmedizin und dem Berliner Robert Koch-Institut (RKI).

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Infektionskrankheiten , Coronavirus , Depression , Angst

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