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Pollen werden zunehmend aggressiver

Dienstag, 2. Mai 2017 – Autor:
Auto-Abgase und weitere Umwelteinflüsse machen die Pollen aggressiver. Das zeigten verschiedene Forscher-Teams. Auch durch eingewanderte Pflanzen könnte die Zahl der Allergiker zunehmen.
Blumenwiese

Abgase und andere Umwelteinflüsse machen Pollen aggressiver – Foto: henrik_a - Fotolia

Zusammen mit anderen Teams begasten Wissenschaftler am Helmholtz Zentrum München bereits vor längere Zeit Ambrosia mit verschiedenen Mengen von NO2, was beispielsweise bei der Verbrennung von Treibstoff entsteht.  Ergebnis: Die Ambrosia-Pollen wiesen eine höhere Allergen-Menge auf.

„Der  durch NO2 verursachte Stress auf die Pflanze verändert die Protein-Zusammensetzung der Pollen“, so Studien-Autor Dr. Feng Zhao. „Verschiedene Formen des bekannten Allergens Amb a 1 waren deutlich erhöht.“ Zudem beobachteten die Wissenschaftler, dass die Pollen von NO2 behandelten Pflanzen deutlich stärker an spezifische IgE-Antikörper von Ambrosia-Allergikern banden. Dies ist oft der Beginn einer allergischen Reaktion beim Menschen.

Unbekanntes Allergen gefunden

Bei ihren Untersuchungen entdeckten die Pflanzenforscher außerdem ein Protein, was speziell bei erhöhten NO2–Werten auftrat. Dieses war bis dato als Ambrosia-Allergen unbekannt. Es habe starke Ähnlichkeit mit einem Protein aus Gummibäumen und sei dort bereits als Allergen beschrieben worden, auch in Schimmelpilzen und weiteren Pflanzen sei diese Wirkung bekannt.

Ambrosia kam vor Jahren vermutlich über Vogelfutter nach Europa  und breitet sich dort bedingt durch den Klimawandel stark aus. Ihre Pollen sind sehr aggressiv und bilden in Amerika bereits jetzt die Hauptursache für Heuschnupfen und Allergien. Da Ambrosia erst im Spätsommer blüht, verlängert sie hierzulande zudem die Saison für Allergiker.

Eingewanderte Pflanzen erhöhen Zahl der Allergiker

"Letztlich ist damit zu rechnen, dass die ohnehin schon aggressiven Ambrosia-Pollen durch die Luftverschmutzung in Zukunft noch allergener werden“, fasst Studienleiterin Dr. Ulrike Frank die Ergebnisse zusammen. Weitere neu eingewanderte Pflanzenarten können künftig die Zahl der Allergiker erhöhen.

So sind in Gartenmärkten japanische Zedern zu finden. Deren Pollen sind das Hauptallergen in Japan. Und in vielen Lokalen stehen Olivenbäume. Olivenpollen wiederum seien das Hauptallergen in Südeuropa. Davor warnte der Leiter des Allergie-Centrums der Berliner Charité, Torsten Zuberbier, in einem Gespräch mit der Agentur dpa.

Pollen werden durch Umwelteinflüsse zunehmend aggressiver

Dazu kommt – wie sich bereits bei Ambrosia zeigte - dass Umweltbedingungen dafür sorgen, dass die Pollen stärker reizen. „Pollen, die in der Nähe von Hauptstraßen gebildet werden, sind mit Dieselrußpartikeln besetzt und dadurch für die Atemwege indirekt aggressiver", erläutert Zuberbier. Und Pflanzen wie Gräser und Kräuter, die an Hauptverkehrsstraßen wachsen und dort viel CO2 ausgesetzt sind, stoßen verstärkt Pollen aus.

"Patienten berichten uns, dass ihre Symptome von Jahr zu Jahr schlimmer werden", erklärt auch die Direktorin des Instituts für Umweltmedizin des Helmholtz Zentrums München und der TU München, Claudia Traidl-Hoffmann, gegenüber dpa. Besonders betroffen seien Kinder und Senioren über 70 Jahre. Menschen, die ein Leben lang beschwerdefrei waren, bekämen nun vermehrt eine Allergie.

Ganzjährige Beschwerden erwartet

Traidl-Hoffmann und ihre Kollegen suchten nach den Ursachen für das Phänomen. Sie setzen Pflanzen in Gewächshäusern Bedingungen aus, wie sie in Zukunft erwartet werden: „Unter Trockenstress, Ozon-, CO2- und Stickoxidbelastung setzen Pflanzen vermehrt Allergene frei, was dann auch dazu führt, dass mehr Symptome entstehen. Aber auch alle empfindungsfördernden Substanzen schüttet die Pflanze unter diesen klimatischen Stressbedingungen vermehrt aus", so die Forscherin weiter gegenüber dpa.

Setzt sich der Klimawandel so fort wie prognostiziert, erwarten die Experten ganzjährige Beschwerden bei Betroffenen. Und eine weitere Zunahme der Pollenallergien. Zuverbier appellierte, es sei dringend mehr Forschung nötig, um solche Trends erkennen und bei Allergikern auch testen zu können.

Foto: henrik_a/fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
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