Pokémon Go führt nicht zu mehr Bewegung
Bewegung ist wichtig für die kindliche Entwicklung, verhindert Übergewicht und fördert die soziale Integration. Doch immer weniger Kinder in Deutschland treiben regelmäßig Sport. Da schien das neue Handy-Spiel Pokémon Go gerade richtig zu kommen. Denn damit sollte die Lust auf digitale Spiele mit mehr körperlicher Aktivität verbunden werden. Doch nun haben Forscher der Harvard T.H. Chan School of Public Health herausgefunden, dass die Spiele-App höchstens vorübergehend die Bewegung fördert. Nach wenigen Wochen ist das Aktivitätslevel der User wieder genauso wie vorher.
Anzahl der Schritte nach wenigen Wochen wieder wie vorher
Beim Spiel „Pokémon Go“, das seit Juli 2016 per App auf das Smartphone heruntergeladen werden kann, müssen die Spieler virtuelle Monster jagen, die auf dem Smartphone-Bildschirm an Orten der realen Umgebung erscheinen. Der User muss sich also an den angezeigten Ort begeben, um das jeweilige Monster zu fangen. Rund 600 Millionen Menschen haben das Spiel mittlerweile auf ihr Smartphone heruntergeladen.
Nun haben die Forscher aus Harvard mitgeteilt, dass die Spieler in einer Studie während der ersten Woche nach der Installation des Spiels durchschnittlich nur 955 Schritte mehr als sonst gemacht hätten. Zudem sei die Anzahl der Schritte in den folgenden sechs Wochen langsam wieder bis zum Ausgangswert zurückgefallen. Der Einfluss auf die Bewegung der Nutzer durch das Spiel sei dadurch schon am Anfang nicht sehr groß gewesen und nach wenigen Wochen wieder vollständig verschwunden. Für die Analyse hatten die Wissenschaftler insgesamt 1182 junge Nutzer eines iPhone 6 beobachtet, bei denen das Gerät die zurückgelegten Schritte in einer App festhält.
Kinder bewegen sich immer weniger
Die Forscher räumen jedoch ein, dass das Spiel möglicherweise soziale Vorteile habe, die über die körperliche Aktivität hinausgingen. „Wir sind erst am Beginn zu verstehen, wie Augmented-Reality-Spiele potenziell die Gesundheit befördern können“, so Katherine Howe, Mitautorin der Studie. Theoretisch könnten solche Spiele durchaus geeignet sein, die User zu motiverien, öfter rauszugehen und gemeinschaftlich zu spielen, so die Forscher.
Wie wichtig das insbesondere für Kinder ist, zeigen immer mehr wissenschaftliche Studien. So leiden Kinder aufgrund des zunehmenden Bewegungsmangels immer öfter an Störungen des Bewegungsapparates, an Übergewicht und sogar an Bluthochdruck. Die KIGGs-Studie des Robert Koch-Instituts hatte erst kürzlich gezeigt, dass fast zwei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland übergewichtig sind, was wiederum das Risiko für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Kindern und Jugendlichen mindestens eine Stunde Bewegung am Tag – und zwar so, dass sie dabei außer Atem geraten und das Herz schneller schlägt. Damit könne verschiedenen Zivilisationskrankheiten vorgebeugt werden.
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