Pneumokokken können auch Meningitis auslösen
Viele Menschen sind mit Pneumokokken besiedelt, ohne dadurch krank zu werden. Unter günstigen Bedingungen – etwa bei einer Abwehrschwäche – können sich die Bakterien jedoch im Körper ausbreiten und anders als viele glauben zu ganz verschiedenen Erkrankungen führen. In der Bevölkerung werden Pneumokokken in erster Linie mit Lungenentzündungen in Verbindung gebracht. Dabei kann eine Pneumokokken-Infektion auch zu einer Mittelohrentzündung, Meningitis oder einer Blutvergiftung führen – in schweren Fällen sogar mit tödlichen Folgen. Bei Kindern sind Pneumokokken die häufigste Ursache für schwere Infektionskrankheiten.
STIKO empfiehlt Pneumokokken-Impfung für Kinder, chronisch Kranke und Menschen ab 60 Jahren
Die Ständige Impfkommission am Robert Koch Institut (STIKO) empfiehlt die Pneumokokken-Impfung daher Kindern unter zwei Jahren, chronisch Kranken und Menschen ab 60 Jahren. Kinder sind besonders gefährdet, durch eine Pneumokokken-Infektion an einer Hirnhaut- oder Mittelohrentzündung zu erkranken. Seit 2005 gibt es deshalb einen speziell auf Kinder abgestimmten Impfstoff. Säuglinge können damit bereits ab dem zweiten Lebensmonat geimpft werden – und sollten es laut STIKO auch. Ein vollständiger Schutz erfordert vier Impfungen, je eine im 2., 3. und 4. Lebensmonat und eine zwischen dem 11. bis 14. Lebensmonat.
Mittlerweile ist dieser so genannte konjugierte Impfstoff auch für Erwachsene zugelassen. Ärzten steht es frei, ob sie Erwachsene mit diesem oder dem herkömmlichen Polysaccharid-Impfstoff impfen. Sie beklagen allerdings seit Jahren eine zunehmende Impfmüdigkeit. „Die Impfrate bei Menschen über 60 Jahren und chronisch Kranken ist sehr unbefriedigend, sagt Dr. Andrés de Roux, Lungenfacharzt an der Pneumologischen Praxis am Schloss Charlottenburg De Roux. Einmal, weil viele das Risiko von Pneumokokken unterschätzten. Aber auch die Diskussion um den „richtigen“ Impfstoff habe viele Menschen verunsichert. „Die Wertschätzung der Pneumokokken-Impfung hat bei Erwachsenen stark abgenommen“, bilanziert De Roux.
Pneumokokken: Studien belegen, dass Impfungen sicher sind
Starke Nebenwirkungen, wie sie oft von Impfskeptikern vorgebracht werden, konnte der Lungenspezialist bei keinem der beiden Impfstoffe beobachten. „Natürlich kann es durch eine Impfung zu vorübergehenden Nebenwirkungen wie lokalen Hautreaktionen oder Abgeschlagenheit kommen“, sagt De Roux. „Ich habe in meiner Praxis aber noch nie schwere Nebenwirkungen durch Impfungen erlebt.“
Hartnäckig hält sich auch das Vorurteil, dass Impfungen bestimmte Krankheiten auslösen können. Das ist nach Auskunft des Lungenfacharztes aber durch Studien widerlegt. Es sei aber durchaus möglich, dass sich jemand zeitgleich zur Impfung mit einem Erkältungsvirus ansteckt. De Roux: „Dann glauben viele Menschen, es gebe da einen Zusammenhang.“
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