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Pneumokokken-Impfung reduziert Antibiotika-Verordnungen

Montag, 23. Februar 2015 – Autor:
Mittelohrentzündungen werden oft durch Pneumokokken ausgelöst; meist werden dann Antibiotika verordnet. Pneumokokken-Impfungen können den Antibiotika-Verbrauch deutlich reduzieren. In den Niederlanden hat das bereits funktioniert.
Pneumokokken-Impfungen schützen

Pneumkokken-Impfungen können Kinder schützen. – Foto: Konstantin Yuganov - Fotolia

In Europa werden Kindern die meisten Antibiotika aufgrund von Atemwegsinfektionen und Mittelohrentzündungen (Otitis media) verordnet. Pneumokokken gehören zu den häufigsten Erregern dieser Infektionen. Forscher haben nun untersucht, ob die Antibiotika-Verordnungen bei Kindern reduziert werden können, wenn sie gegen Pneumokokken geimpft wurden. Dafür untersuchten die Wissenschaftler die Antibiotika-Verordnungen bei ein- bis neunjährigen Kindern in den Niederlanden zwischen 2002 und 2013 und verglichen die Verordnungszahlen vor und nach der Einführung des 7-valente Pneumokokken-Impfstoffs (PCV7). Das Ergebnis: Seit in den Niederlanden die meisten Kinder gegen Pneumokokken geimpft werden, ist die Zahl der Antibiotika-Verordnungen deutlich zurückgegangen. 

Pneumokokken-Impfung reduziert Antibiotika-Verordnung

So ging der Antibiotika-Verbrauch nach der Einführung von PCV7 bei den Dreijährigen um knapp fünf Prozent zurück, bei den Vierjährigen sogar um neun Prozent. Und nach der Einführung des weiterentwickelten Impfstoffs PCV10 verringerte sich die Zahl der Antibiotika-Verordnungen sogar noch weiter, nämlich um 13 Prozent bei den Zweijährigen, und um fast 17 Prozent bei den Vierjährigen. Allerdings werden diese weiteren Rückgänge nicht allein dem PCV10-Impfstoff zugeschrieben. Das Forscherteam um Dr. Giedre Gefenaite von der Universität Groningen vermutet, dass die starke Reduzierung bei den Antibiotika vor allem auf die Herdenimmunität durch die mehrjährigen Impfungen mit PCV7 zurückzuführen ist.

Mittelohrentzündungen sind sehr schmerzhaft. Sie entstehen häufig in Folge einer Erkältung. Die Viren gelangen dann durch den Verbindungsgang zwischen Ohr und Nasen-Rachen-Raum (Ohrtrompete) ins Mittelohr. Bei Kindern ist die Ohrtrompete so eng, dass sie schon bei kleineren Entzündungen zuschwillt; Eiter und Entzündungsflüssigkeit können dann nicht mehr abfließen. Die Symptome sind starke Ohrenschmerzen, Fieber, Hörminderung und allgemeines Krankheitsgefühl. Meist werden Schmerzmittel wie Paracetamol und abschwellende Nasensprays verordnet, doch wenn sich über längere Zeit keine Besserung einstellt, sind Antibiotika meist unumgänglich, denn bei einer nichtbehandelten Mittelohrentzündung kann es zu schwerwiegenden Folgeschäden kommen.

STIKO empfiehlt Pneumokokken-Impfung für Kinder

Pneumokokken verursachen nicht nur Mittelohrentzündungen, sondern auch Hirnhaut- und Lungenentzündungen. Schätzungen zufolge gibt es jährlich rund 12.000 Todesfälle durch Pneumokokken-Infektionen, wobei vor allem ältere Menschen über 60 Jahren betroffen sind. Aber auch für Kinder sind die Erreger gefährlich. Deshalb und aufgrund der häufigen Komplikationen empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit Juli 2006 die Impfung gegen Pneumokokken für alle Kinder ab zwei Monaten. Seitdem hat sich auch in Deutschland die Zahl der invasiven Pneumokokken-Erkrankungen wie Sepsis bei Kleinkindern deutlich reduziert.

Foto: © Konstantin Yuganov - Fotolia.com

Hauptkategorien: Prävention und Reha , Medizin

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