Plaques in Halsschlagader häufig unerkannte Schlaganfallursache
Rund 270.000 Menschen in Deutschland erleiden jedes Jahr einen Schlaganfall. In zwei Drittel der Fälle ist die Ursache klar, etwa Vorhofflimmern oder Gefäßerkrankungen wie eine Karotisstenose. Bei dem restlichen Drittel können Ärzte trotz ausführlicher Diagnostik die Schlaganfallursache nicht ermitteln.
Mit diesem Drittel hat sich nun ein Team von Ärzten des Universitätsklinikums München (LMU) beschäftigt und nach möglichen Schlaganfallursachen gesucht.
MRT weist komplizierte Plaques nach
Die Ärzte fanden heraus, dass bei fast einem Drittel der Patienten mit ungeklärter Schlaganfallursache sogenannte komplizierte Plaques in den Halsschlagadern (Karotis) zu finden sind. Das sind Ablagerungen, die nicht direkt zu einer Engstelle (Stenose) in der Halsschlagader führen und daher im klassischen Gefäßultraschall kaum sichtbar sind. Diese Ablagerungen werden auch als vulnerable nicht-stenosierende Plaques bezeichnet.
Mit einer hochauflösenden, kontrastmittelverstärkten Plaque-Bildgebung mittels MRT (Magnetresonanztomographie) konnten die Ärzte die Plaques jedoch nachweisen. Es zeigte sich eine klare Assoziation zwischen komplizierten Karotisplaques und Schlaganfällen im abhängigen Gefäßgebiet bei Patienten mit einer unbekannten Schlaganfallätiologie, berichten die Wissenschaftler im Journal of the American College of Cardiology.
Einblutungen typisches Merkmal
Zudem konnte gezeigt werden, dass eine Plaque-Einblutung das häufigste Merkmal für eine komplizierte Plaque ist. Damit lässt sich die ausführliche Plaque-Bildgebung im MRT erheblich vereinfachen: Es muss zukünftig lediglich auf eine mögliche Plaque-Einblutung untersucht werden – eine komplexe MRT-Untersuchung mit Halsspule und Kontrastmittel ist hierfür nicht notwendig, stellen die Ärzte in Aussicht.
Die Studienautoren empfehlen, die Plaque-Bildgebung mittels MRT in die klinische Routinediagnostik des Schlaganfalls aufzunehmen. Die erhobenen Befunde könnten Konsequenzen für die gezielte Behandlung nach einem Schlaganfall haben. In der Studie waren 234 Patienten mit unklarer Schlaganfallursache aus vier Studienzentren - LMU, TU München, Uniklinik Freiburg und Uniklinik Tübingen – eingeschlossen.
Das Studienergebnis ist vorab bereits online am 2. November 2020 (19 Uhr) im Journal of the American College of Cardiology (JACC) veröffentlicht worden: www.jacc.org/doi/10.1016/j.jacc.2020.09.532
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