Placebo verstärkt Effekt der Psychotherapie bei Depressionen

Bei dem Rosenwurz-Extrakt, den die Patienten erhielten, handelte es sich um Sonnenblumenöl – Foto: ©cynoclub - stock.adobe.com
Im Rahmen einer Verhaltenstherapie kann Patienten mit Depressionen empfohlen werden, zu Hause täglich bestimmte Entspannungsübungen zu praktizieren, Atemübungen, progressive Muskelentspannung oder Imaginationsübungen.
Das soll ihnen gut tun - und fällt den Betroffenen dennoch nicht selten schwer. Ein als Naturheilmittel vorgestelltes Placebo verbesserte ihre Motivation und ihr Befinden. Das zeigt eine Studie von Psychologinnen der Universität Graz.
Psychoedukation ohne oder mit „Rosenwurz“
Am vierwöchigen Studienprogramm nahmen 126 Patienten teil, bei denen milde bis moderate Depressionen diagnostiziert wurden. Sie waren im Schnitt 47 Jahre alt, 83 Prozent waren Frauen. Die eine Gruppe nahm einmal in der Woche an einem Psychoedukationsabend über den "Umgang mit Depressionen" teil, die andere Gruppe nahm an den Aufklärungsabend teil und erhielt zusätzlich täglich das Placebo.
Das Placebo wurde als Rosenwurz eingeführt, ein bekanntes Naturheilmittel, das die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit in Stressphasen verbessern soll. Den Patienten wurde gesagt, das Mittel solle ihnen helfen, sich auf ihre inneren Stärken zu konzentrieren und die natürlichen Heilkräfte ihres Körpers zu mobilisieren. Und es habe sich bereits in klinischen Studien bewährt. In Wirklichkeit erhielten sie Sonnenblumenöl.
Placebo verstärkt Effekte der Psychotherapie bei Depressionen
Sie nahmen drei Tropfen des Placebos zehn Minuten vor der täglichen Entspannungsübung ein. Ergebnis: Das Placebo verbesserte die Quantität und Qualität der Übungen. Die Placebogruppe übte häufiger und zeigte größere Entspannungseffekte als die Gruppe ohne Placebo. Zusätzlich zeigte die Placebogruppe eine stärkere Reduktion der Depressionssymptome.
Fazit der Forscher: Das Placebo könnte die Effekte einer Psychotherapie bei Patienten mit Depression verstärken. Es initiiert eine Verhaltensänderung und führt zu einer positiven Aktivität. Die Untersuchung wurde im Journal of Affective Disorders veröffentlicht.
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