Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Pilotprojekt gegen unerwünschte Wechselwirkungen von Pillen-Cocktails

Freitag, 28. März 2014 – Autor:
Multimorbide Patienten schlucken bis zu 30 verschiedene Pillen täglich. Um die Patienten vor unerwünschten Wechselwirkungen zu schützen, starten Sachsen und Thüringen am 1. April eine neuartige Arzneimittelinitiative.
Arzneimittelinitiative „ARMIN“ will die Arzneimittelsicherheit erhöhen

Arzneimittelinitiative „ARMIN“ will die Arzneimittelsicherheit erhöhen

ARMIN heißt ein neues Modellvorhaben von Apothekerverbänden, den Kassenärztlichen Vereinigungen und der AOK PLUS in Sachsen und Thüringen. Mit dem Modellvorhaben soll eine sichere und korrekte Einnahme von Medikamenten gefördert und die Therapietreue von chronisch kranken Patienten verbessert werden. Die beiden Freistaaten verzeichnen bundesweit den höchsten Anteil multimorbider Patienten, die dauerhaft mehr als fünf Arzneimittel benötigen. Nach einer Mitteilung der fünf Vertragspartner ist das Modellvorhaben auf fünf Jahre angelegt und basiert auf drei Modulen: Der Wirkstoffverordnung, einem Medikationskatalog und einem Medikationsmanagement.

Die AOK PLUS erhofft sich Kostenersparnisse

Bei der Wirkstoffverordnung geht es darum, dass Patienten vom Arzt künftig ein Wirkstoff statt eines Fertigarzneimittels verordnet wird. Dazu seien knapp 200 Arzneistoffe nach fachlicher Bewertung ausgewählt worden, die eine wesentliche Relevanz in der hausärztlichen Versorgung haben und hinsichtlich der Substitution als unkritisch eingeschätzt wurden, teilte ein Sprecher mit. Hierfür sei ein neues qualitätsgesichertes Verfahren für die Verordnung dieser Wirkstoffe entwickelt worden, das dem Arzt automatisch die Wirkstoffgruppe vorgibt. Anhand des rezeptierten Wirkstoffes könne der Apotheker anschließend das passende Präparat aussuchen. Die Vertragspartner versprechen sich davon auch Kostenersparnisse.

Extra Vergütung für die Patientenberatung

Gleichzeitig werde den Ärzten für bestimmte Krankheiten Therapieempfehlungen in einem Medikationskatalog zur Verfügung gestellt, hieß es. Das solle ihm helfen, die optimalen Wirkstoffe auszuwählen. In einer weiteren Stufe werde für den Patienten ein aktueller und vollständiger Medikationsplan erstellt. Darüber hinaus soll die Patientenberatung durch Arzt und Apotheker ein zentraler Baustein der Arzneimittelinitiative sein. Eine zusätzliche Vergütung die Beratung sowie für das zeitaufwändige Medikationsmanagement sei vorgesehen.

„Insbesondere für chronisch kranke Patienten, die mehr als fünf Medikamente einnehmen müssen, erhöht sich durch „ARMIN" die Therapiesicherheit und das Risiko von Einnahmefehlern wird vermindert“, sagte ein Sprecher der AOK Plus. Das Projekt habe zudem auch die Wirtschaftlichkeit im Fokus. Ziel sei es, durch die konsequentere Abgabe von Rabattarzneimitteln die Ausgaben zu senken und Folgekosten durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu reduzieren.

Foto: © JPC-PROD - Fotolia.com

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Arzneimittel , Wechselwirkungen , Arzneimittelausgaben , Arzneimittelrabattverträge

Weitere Nachrichten zum Thema Arzneimittel

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Wie kann man die Überlebenschancen bei Bauchfellkrebs verbessern? Die Expertin Professor Beate Rau, Leiterin des Peritonealkarzinosezentrums der Charité, berichtet über eine neue Kombinationstherapie gegen Bauchfellkrebs und wie Patienten davon profitieren können.
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin