Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Pflegereform nützt mehr Pflegebedürftigen als erwartet

Sonntag, 20. Mai 2018 – Autor: Angela Mißlbeck
Die Reform der Pflegeversicherung nützt mehr Menschen als erwartet. Doch steigen deshalb nun die Beiträge?
Nach Pflegereform Beitragserhöhung nötig?

Mehrausgaben in der Pflegeversicherung - aber auch mehr Leistungen – Foto: Ronstik

Die Pflegereform hat im vergangenen Jahr zu deutlichen Mehrausgaben bei der Sozialen Pflegeversicherung geführt. Erhielten Ende 2016 noch 2,95 Millionen Menschen Leistungen aus der Pflegeversicherung, rechnet der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bis Ende 2018 mit rund 3,46 Millionen Leistungsempfängern. Der für die Pflegeversicherung zuständige Verbands-Vorstand Gernot Kiefer spricht deshalb von einem Boom der Pflegeversicherung: Die Pflegeversicherung boomt. Es erhalten so viele Menschen wie noch nie Leistungen aus der Pflegeversicherung und diese sind insgesamt auch höher als prognostiziert“, so Kiefer.

Dass die Ausgaben und die Zahl der Anspruchsberechtigten steigen werden, war bereits vor Inkrafttreten der Pflegereform zum Jahresbeginn 2017 klar. Das war mit der Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs und der Umstellung von drei Pflegestufen auf fünf Pflegegrade bis zu einem gewissen Maß auch beabsichtigt. Doch die tatsächliche Entwicklung geht laut GKV-Spitzenverband weit über die Erwartungen hinaus. Den Angaben zufolge sind allein im Bereich der ambulanten Pflege im vergangenen Jahr rund 115.000 mehr Menschen in die Pflegeversicherung gekommen als im Vorfeld der Reform erwartet. Der Kassenverband kalkuliert dafür im laufenden Jahr mit Mehrausgaben von rund 0,9 Milliarden Euro.

Beitragserhöhung in der Pflegeversicherung nötig?

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will deshalb nun prüfen, ob eine Beitragserhöhung in der Pflegeversicherung nötig ist. Die Rede war von einer Größenordnung von mindestens 0,2 Prozent. Die letzte Beitragserhöhung in der Pflegeversicherung gab es Anfang 2017 mit dem Inkrafttreten der Pflegereform.

Der GKV-Spitzenverband widersprach dem Plan zu einer Beitragssatzerhöhung. Kiefer mahnte zunächst eine gründliche Analyse an und forderte, dass gegebenenfalls Alternativen zu Beitragserhöhungen geprüft werden müssen. „Statt reflexhaft einen höheren Beitragssatz als einzige Lösungsmöglichkeit anzukündigen, sollte auch über die Einführung eines Bundeszuschusses zur Pflegeversicherung nachgedacht werden“, so Kiefer.

Pflegereform nützt vielen Pflegebedürftigen

Befürchtungen, dass die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs und die Umstellung von drei Pflegestufen auf fünf Pflegegrade dazu führen könnten, dass Pflegebedürftige schlechter gestellt werden, sieht Kiefer indes widerlegt. „Das Gegenteil ist eingetreten.“ Die Auswertung zeige, dass der Anteil an höheren Pflegegraden zunehme. Das wertet Kiefer als Signal dafür, „dass bei den Begutachtungen offensichtlich die medizinisch-pflegerischen Notwendigkeiten über den finanziellen Folgen für die Pflegeversicherung stehen“. Wenn mehr Menschen in höhere Pflegegrade eingruppiert sind, steigen ihre individuellen Leistungsansprüche, aber auch die absoluten Leistungsausgaben. Die finanziellen Auswirkungen dieses Struktureffektes beziffert der GKV-Spitzenverband für das laufende Jahr auf rund eine halbe Milliarde Euro.

Foto: ronstik – fotolia.com

Hauptkategorien: Pflege , Gesundheitspolitik
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Pflegeversicherung , Pflegegrad , Bundesgesundheitsministerium , Krankenkassen , GKV-Spitzenverband

Weitere Nachrichten zum Thema Pflegereform nützt

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin