Pflegereform muss Menschenrechte in den Mittelpunkt stellen
Die Direktorin des Deutschen Instituts für Menschenrechte, Prof. Dr. Beate Rudolf, hat die Bundesregierung aufgefordert, ihre Anstrengungen zu verstärken, um menschenwürdige Zustände für ältere Menschen in der Pflege zu gewährleisten. „Nach wie vor erfahren Pflegebedürftige in Deutschland Gewalt und Misshandlungen, unzulässige freiheitsentziehende Maßnahmen und massive Einschränkungen der Autonomie“, sagte Rudolf anlässlich des Welttags gegen die Misshandlung älterer Menschen am 15. Juni 2014.
Menschenrechte in den Pflegereformprozess integrieren
Wichtige Maßnahmen bei der Beachtung der Menschenrechte beim aktuellen Pflegereformprozess seien beispielsweise die Einrichtung wirkungsvoller Kontrollen, bundesweite barrierefreie Beschwerdestellen sowie die Überprüfung der Personalschlüssel und die Verbesserung der Pflegeausbildung.
Erheblichen Aufklärungs- und Beratungsbedarf zur „Gewalt in der Pflege“ hat eine im Jahr 2012 zum Welttag veröffentlichte Umfrage der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) ergeben. Demnach trete gewalttätiges oder aggressives Verhalten besonders häufig in Pflegekonstellationen mit demenziell Erkrankten auf. Jedoch sehen nur sieben Prozent der befragten Bundesbürger Handlungsbedarf beim Schutz von Demenzkranken.
ZQP bietet Krisendatenbank zum Thema „Gewalt in der Pflege“ an
„Unsere Umfrageergebnisse zeigen, dass die Diskussion in der Bevölkerung zum Thema ‚Gewalt in der Pflege‘ noch am Anfang steht. Eine angemessene Versorgung von demenziell Erkrankten kann aber nur weiter vorangetrieben werden, wenn das gesellschaftliche Problembewusstsein ausreichend entwickelt ist“, erklärt Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP.
Vor allem aber müsse das Verständnis von Gewalt in der Pflege über das Alltagsverständnis von Gewalt hinausgehen: Pflegende und Gepflegte können gleichermaßen davon betroffen sein, so Suhr.
Um Unterstützungs- und Hilfsangebote im Krisenfall zu bieten, hat das ZQP eine „Krisendatenbank“ veröffentlicht. Diese ermöglicht einen Zugriff auf alle bestehenden Beratungsangebote in Deutschland, die sich vorrangig auf das Thema „Gewalt in der Pflege“ spezialisiert haben. Sie richtet sich an pflegende Angehörige, Pflegebedürftige, aber auch an professionell Pflegende.
Denn in der Befragung sei deutlich geworden, dass die Pflegebereitschaft bei den Menschen nach wie vor hoch sei. Selbst herausforderndes oder aggressives Verhalten sei für viele Pflegende kein Grund, die Angehörigen in die stationäre Pflege zu geben, sofern passende Unterstützungsangebote vorhanden sind. „Deshalb benötigen wir dringend mehr Aufklärung, Beratung und Vernetzung zum Thema“, betont Suhr.
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