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Pflegende Angehörige häufig überlastet

Dienstag, 15. Januar 2013 – Autor:
Demenz belastet nicht nur die Erkrankten, sondern auch die pflegenden Angehörigen. Eine Studie ermittelt nun, wie die Angehörigen unterstützt werden können, damit sie ihren schwierigen Alltag besser meistern können.
Demenz:Pflegende Angehörige häufig überlastet

70 Prozent der Demenzkranken werden von Angehörigen gepflegt

In Deutschland leben rund 1,4 Millionen Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind. Über 70 Prozent von ihnen werden zu Hause von einem Familienmitglied betreut oder gepflegt. Dass die pflegenden Angehörigen oftmals überfordert sind, kann sich jeder vorstellen. Prof. Gabriele Wilz vom Institut für Psychologie der Universität Jena und Prof. Renate Soellner von der Uni Hildesheim haben dies sogar in der Studie „Tele.TAnDem“ wissenschaftlich belegt. „Pflegende Angehörige sind häufig körperlich und seelisch überfordert“, sagt Gabriele Wilz. „Die pflegenden Angehörigen vergessen oft das eigene Wohlergehen, obwohl dies Voraussetzung ist, um die permanente Pflege bewältigen zu können.“

Angehörige von Demenzkranken bewerteten Unterstützung als sehr hilfreich

Im Projekt „Tele.TAnDem“, das von 2008 bis 2010 lief, ging es den Psychologinnen vor allem darum, wie den Angehörigen geholfen werden kann. Die Studie hatte gezeigt, dass psychologische Unterstützung den Pflegenden hilft. Und sie zeigt auch, dass das Interesse an solcher Hilfe für die Helfer groß ist und weitere Forschungen notwendig sind.

Über 100 Angehörige von Demenzkranken wurden drei Monate lang in insgesamt je sieben Telefongesprächen begleitet. Sie berichteten danach von einem verbesserten Gesundheitszustand, von verringerten depressiven Symptomen und einer erhöhten Lebensqualität. 91 Prozent würden die psychologische Unterstützung anderen weiterempfehlen und vier von fünf Angehörigen bewerteten die Unterstützung als sehr hilfreich.

Gerade die regelmäßigen Kontakte erlebten die pflegenden Angehörigen als besonders hilfreich, unterstreicht Prof. Wilz. Dabei ging es in den Telefonaten keineswegs um praktische Anleitungen in Krankenpflege. „Die Pflegenden selbst sollen gestärkt werden, um das gemeinsame Zusammenleben weiter gut meistern zu können.“

Die Studie wird vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert

Ende 2012 ist die zweite Studie „Tele.TAnDem.Transfer“ gestartet. Erstmals soll das qualifizierte psychologische Unterstützungsangebot in bestehenden Versorgungsstrukturen erprobt werden. Über ein Jahr sollen 120 Studienteilnehmer in Vergleichsgruppen begleitet werden. Zwei Gruppen erhalten sechs Monate lang psychotherapeutische Unterstützung – eine davon per Telefon. Die persönliche Beratung findet in Jena, München und Berlin statt, die telefonische bundesweit. Bei den Gesprächen geht es unter anderem um den Umgang mit belastenden Gedanken und Sorgen oder mit sozialer Isolation. „Wir vergleichen die Wirkungen der telefonischen Unterstützung mit denen einer persönlichen Begegnung“, nennt die Jenaer Psychologin Kathi Albrecht das Ziel.

Das Bundesministerium für Gesundheit fördert das aktuelle Forschungsprojekt von 2012 bis 2015 mit 480.000 Euro. Kooperationspartner sind die Universitäten Jena und Hildesheim, die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. und die Alzheimer Gesellschaft München e. V. Die gesundheitsökonomische Bewertung der Studienergebnisse erfolgt in Kooperation mit dem Helmholtz Zentrum München.

Für die Studie werden bundesweit Angehörige gesucht, die einen demenzerkrankten Menschen zu Hause pflegen und bisher keine therapeutische Unterstützung erhielten. Interessierte können sich per per E-Mail an: teletandem[at]uni-jena.de oder telefonisch an an Dipl.-Psych. Kathi Albrecht Tel. 03641 / 945175 wenden.

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