„Pflegeberatung ist oft noch eine vertane Chance”
Donnerstag, 12. März 2015
– Autor:
Cornelia Wanke
Das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) legt Anfang 2016 einen Qualitätsrahmen für Beratung und Schulung in der Pflege vor. Das machte die Stiftung kürzlich in einer Pressemitteilung öffentlich.
Wie gut berät die Pflegeberatung? Das will das ZQP wissen.
– Foto: (c) Agnes Sadlowska
Pflegerische Versorgung finde in Deutschland überwiegend in Familien statt. „Um pflegende Angehörige zu unterstützen und die Qualität der familialen Pflege zu sichern, kommt Beratung und Schulung in der Pflege eine zentrale Rolle zu“, heißt es aus dem ZQP. Zwar sei das Angebot dazu in Deutschland vielfältig – aber auch kaum zu überschauen. Außerdem seien die Beratungsangebote nicht für alle Ratsuchenden in gleicher Qualität verfügbar.
Mehr als zwei Millionen Pflegeberatungen pro Jahr – und keine Auswertung?
„Momentan werden die Chancen, Familienpflege wirksam zu unterstützen, fahrlässig vertan. Bestehende Angebote müssen noch viel gezielter zur Qualitätssicherung genutzt werden als bisher. Besonders gilt das für die verpflichtenden Beratungsbesuche, die auch die einzige Möglichkeit bieten, direkte Erkenntnisse über Art und Umfang von Unterstützungsbedarfen vor Ort zu gewinnen“, wird Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP, zitiert.
Jährlich finden nach Angaben der Stiftung mehr als zwei Millionen solcher Beratungseinsätze überwiegend durch ambulante Dienste statt. Obwohl die Relevanz hoch sei, seien Ablauf und Inhalte der Beratung nicht einheitlich geregelt, und Qualitätskriterien lägen nicht vor. Zudem erfolge keine Auswertung – „somit bleibt die Situation der familialen Pflege in Deutschland weitestgehend im Dunkeln“, heißt es aus dem ZQP.
Es fehlt an konzeptioneller Grundlage, meint Zentrum für Qualität in der Pflege
„Beratung für die häusliche Pflege ist derzeit ein Zufallsprodukt. Trotz der erheblichen Bedeutung von Beratung fehlt es an einer konzeptionellen Grundlage hinsichtlich Inhalten, Qualitätsanforderungen sowie Dokumentation und Auswertung“, äußert sich hierzu Professor Andreas Büscher, Pflegewissenschaftler der Hochschule Osnabrück, der sich seit vielen Jahren mit diesem Thema befasst. Das ZQP nimmt die offensichtlichen Mängel zum Anlass, Anfang 2016, nach zweijähriger Arbeit, einen Qualitätsrahmen für Beratung und Schulung in der Pflege vorzulegen. Dieser wird derzeit im Auftrag und in Zusammenarbeit mit dem ZQP von Professor Andreas Büscher erstellt.
„In die Entwicklung des Qualitätsrahmens sind relevante Akteure auf Bundesebene einbezogen: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Bundesministerium für Gesundheit, AOK-Bundesverband, Verband der Ersatzkassen e. V., Verbraucherzentrale Bundesverband e. V., MDK Bayern, Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. und Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe Bundesverband e. V.“, schreibt das ZQP. Der Qualitätsrahmen werde Qualitätsbereiche, Qualitätsziele und Qualitätskriterien für Beratung und Schulung in der familialen Pflege definieren. Zudem werde es Empfehlungen zur Planung, Durchführung und Auswertung der verpflichtenden Beratungsbesuche gegeben.
Eine erste Entwurfsfassung des Qualitätsrahmens wird bereits im Spätsommer 2015 vorliegen, die Veröffentlichung erfolgt im Februar 2016.
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