Pflegebedürftigkeit kommt oft plötzlich

Belastung in Zahlen: Pflegende Angehörige stemmen zwei Drittel der Pflege in Deutschland
Häufigster Grund für Pflegebedürftigkeit ist das Alter. Ein Sturz, ein Schlaganfall oder ein Unfall können aber über Nacht aus jedem Menschen einen Pflegefall machen. Die Pflegestudie der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt, dass für 37 Prozent die Pflegebedürftigkeit eines Angehörigen plötzlich und unerwartet eintrat.
Für die Studie wurden über 1.000 pflegende Angehörige vom Forsa-Institut befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Ad-hoc-Pflege besonders belastend ist: Jeder Dritte gab an, Pflege und Beruf nur schwer unter einen Hut zu bringen. Unter jenen, die langsam in die Rolle hineinwuchsen, sagte dies dagegen nur jeder Fünfte. Auch die Gesundheit der Ad-hoc-Pflegenden kann leiden: Rund jeder Dritte (34 Prozent) sah die eigene Gesundheit durch die Verantwortung angegriffen - unter den langsam Hineingewachsenen waren es nur 27 Prozent. Zudem macht sich jeder Dritte der plötzlichen Helfer Sorgen um die eigene Zukunft.
Beratung gibt pflegenden Angehörigen Orientierung
Wichtig für pflegende Angehörige sei eine professionelle Beratung, sagt Georg van Elst, Fachreferatsleiter Pflege der TK. In Berlin gibt es dafür die Pflegestützpunkte in den Bezirken. Auch die Krankenkassen bieten telefonische Pflegeberatung an. Die Pflegeberater helfen zum Beispiel, ein Pflegeheim oder ambulante Dienstleister zu finden.
Am besten aber spricht man schon frühzeitig mit potenziell Betroffenen in der eigenen Familie, rät Georg van Elst. Gegenstand der Gespräche sollten die Wünsche der fraglichen Person sein: Wo und von wem möchtest Du gepflegt werden? Gibt es eine aktuelle Patientenverfügung oder Vollmachten? In welcher Höhe könnten anfallende Pflegekosten durch den Pflegebedürftigen getragen werden?“ Denn“, sagt van Elst, „selbst wenn Anspruch auf Leistungen von der Pflegekasse besteht, decken diese häufig nicht alle anfallenden Kosten ab.“
Beruf, Kinder und dann auch noch Pflege
Darüber hinaus sollte sich jeder Angehörige selbst fragen: Was und wieviel kann ich leisten? Vor allem auf die Sandwich-Generation der heute 30- bis 44-Jährigen komme eine große Herausforderung zu, meint so van Elst. Sie stünden voll im Berufsleben und kümmerten sich um eigene Kinder. „Braucht dann von jetzt auf gleich etwa ein Elternteil Hilfe, folgt oft in kurzer Zeit ein Entscheidungs- und Organisationsmarathon."
In Deutschland sind rund 2,5 Millionen Menschen pflegebedürftig. Zwei Drittel von ihnen werden von Angehörigen gepflegt. Der Bundesweite Aktionstag „Pflegende Angehörige“ am Donnerstag will auf die besondere Belastung dieser Gruppe aufmerksam machen.