Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Pflege: Personalquoten für Krankenhäuser gefordert

Samstag, 3. Februar 2018 – Autor: Angela Mißlbeck
Zu wenig Pflegekräfte gefährden die Patientensicherheit. Personalquoten für Krankenhäuser sollen dem nun ein Ende setzen.
Bessere Pflege durch Personalquoten?

Immer im Stress: Pflegepersonal im Krankenhaus. – Foto: (c) Brandenburgische BKK, Dietmar Gust

Gleich zwei Initiativen zielen derzeit auf Personalstandards in der stationären Krankenpflege, eine auf Bundesebene, die andere in Berlin. Die Gewerkschaft ver.di hat sich in Berlin Verbündete für ihre Forderung nach verbindlichen Personalschlüsseln in Krankenhäusern gesucht. Gemeinsam mit Patientenfürsprechern und Krankenhausbeschäftigten startet sie nun im Berliner Bündnis Gesunde Krankenhäuser eine Initiative für einen entsprechenden Volksentscheid. „Mehr Personal kann Leben retten“, sagte Bündnissprecherin Lucy Redler (Linke) zum Auftakt der Initiative.

Für den Volksentscheid hat das Bündnis einen Gesetzentwurf vorbereitet. Er zielt auf eine Änderung des Landeskrankenhausgesetzes mit Wirkung für den Krankenhausplan. Neben verbindlichen Personalquoten in Krankenhäusern und Sanktionen bei Nichteinhaltung sieht der Entwurf auch vor, dass die Investitionsförderung des Landes Berlin deutlich erhöht wird. Dazu soll eine Investitionsquote gesetzlich verankert werden.

385 Millionen Euro für Investitions- und Personalquoten für Berliner Krankenhäuser

Allein für die Investitionsförderung müsste das Land Berlin 160 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr aufbringen. 90 Millionen Euro müssten die landeseigene Uniklinik Charité und das kommunale Krankenhausunternehmen Vivantes pro Jahr zusätzlich für Personalkosten ausgeben. Bei den anderen Berliner Plankrankenhäusern würden weitere 135 Millionen Euro für Personalmehrkosten benötigt. Wie die Krankenhäuser diese Kosten von den Krankenkassen erstattet bekommen, ist Gegenstand von bundesweiten Verhandlungen.

Bevor entschieden wird, ob das Volksbegehren zugelassen wird, muss das Bündnis 20.000 gültige Unterschriften beim Senat einreichen. Gelingt es anschließend, noch einmal 175.000 Unterschriften zu sammeln, ist das Land Berlin am Zug. Entweder nimmt das Abgeordnetenhaus den Gesetzentwurf des Bündnisses an, oder es stellt ihn der wahlberechtigten Berliner Bevölkerung zur Abstimmung. Mit 600.000 Stimmen wäre er beschlossen.

Berlin startet Bundesratsinitiative für Personalquoten

Unterstützung für die Forderungen des Bündnisses Gesunde Krankenhäuser signalisierte die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD). Das Pflegepersonal sei in Krankenhäusern und Pflegeheimen jahrelang vernachlässigt worden. „Die Forderung nach verbindlichen Personalschlüsseln für alle Pflegebereiche ist daher berechtigt. Wir haben bereits eine Bundesratsinitiative vorbereitet, um Krankenkassen und Krankenhäuser zur Einführung von Personalschlüsseln zu zwingen, die alle Bereiche umfassen und rund um die Uhr gelten“, kündigte Kolat an. Sie forderte aber auch, dass die Personalmehrkosten von den Krankenkassen refinanziert werden müssen. „Höhere Kosten für Pflegepersonal dürfen nicht zu Kostenverschiebungen oder Einsparungen in anderen Bereichen des Krankenhauses führen“, so Kolat.

Die erste Aktion zur Unterschriftensammlung für den Volksentscheid ist am 8. Februar um 11 Uhr am Bettenhochhaus der Charité geplant. Die Auftaktveranstaltung findet am 9. Februar statt.

Foto: Ehst – fotolia.com

Hauptkategorien: Berlin , Gesundheitspolitik

Weitere Nachrichten zum Thema Personalquoten Pflege

26.06.2015

Der Streik an der Charité und die bundesweite Protestaktion von verdi zeigen: die Belastungsgrenze des Pflegepersonals in Krankenhäusern ist erreicht. Auch die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie springt jetzt für Pflegende in die Bresche.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin