„Patientenzimmer der Zukunft“ soll Infektionen verhindern

Forscher haben ein Patientenzimmer entwickelt, das dazu beitragen soll, Krankenhausinfektionen zu verhindern
Wie können Krankenhausinfektionen verhindert werden? Und kann eine neue Raumplanung die Übertragung der Erreger verringern? Diese Fragen erforschen Architekten der TU Braunschweig, Mediziner des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie Molekularbiologen des Universitätsklinikums Jena im Verbundprojekt KARMIN. Nun haben sie sie ein infektionspräventives Patientenzimmer entwickelt.
Raumplanung kann Ausbreitung von Keimen beeinflussen
Zunächst haben die Forscher um Prof. Dr. Petra Gastmeier und Dr. Rasmus Leistner vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité untersucht, wie sich Mikroorganismen auf den Oberflächen im Krankenhaus entwickeln und wie verschiedene Reinigungsmaßnahmen darauf Einfluss nehmen können. Die Architekten um KARMIN-Projektleiter Dr. Wolfgang Sunder vom Institut für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau (IKE) der TU Braunschweig konnten dann zeigen, dass die Raumplanung dazu beitragen kann, die Übertragung gefährlicher Keime in Krankenhäusern zu verhindern. Gemeinsam mit Industriepartnern haben sie daraufhin einen Prototypen für ein neuartiges Patientenzimmer gebaut.
Zusammenwirken von Architektur und Medizin
Einer der Hauptübertragungsfaktoren von multiresistenten Erregern ist das Badezimmer. Deshalb sind im KARMIN-Prototypen zwei Nasszellen im Zwei-Bett-Zimmer vorgesehen. Wichtig war es den Planern, leicht zu reinigende Materialien und Oberflächen zu wählen. Außerdem sollten hohe Hygienestandards und sinnvolle Pflegeabläufe besser miteinander verbunden werden.
So verfügt das KARMIN-Patientenzimmer beispielsweise über einen Eingangsbereich mit Bedienpanel zur Raumbeleuchtung und Pflege-Arbeitsbereiche in der Nähe der Patientenbetten. Der Prototyp hat insgesamt vier Desinfektionsmittelspender entlang der Arbeitsrouten und in der Nähe der Patientenbetten, mobile und fugenlos aufgebaute Nachttische. Ein spezielles Lichtsystem führt Patientinnen und Patienten auch in der Nacht sicher zu ihrer Nasszelle. „Das KARMIN Patientenzimmer zeigt, dass sich die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von Architekten, Designern und Medizinern unter der Einbindung von Praxispartnern lohnt. Dadurch konnte eine Reihe von innovativen Lösungen vom Detail bis zum Raum entstehen“, berichtet Dr. Sunder.
Infektionspräventives Patientenzimmer soll Realität werden
„Wir freuen uns, dass wir im Rahmen dieses gemeinsamen Projektes einen weiteren Beitrag zur Infektionsprävention leisten können. Das Krankenhaus soll auch zukünftig ein sicherer Ort für Patientinnen und Patienten sein. Mit diesem Projekt wollen wir eine Alternative darstellen“, erklärt Prof. Gastmeier, Direktorin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Charité.
Aufbauend auf den KARMIN-Empfehlungen soll im Rahmen eines Folgeprojekts an der Charité ein infektionspräventives Patientenzimmer unter Berücksichtigung der dortigen baulichen Gegebenheiten entwickelt werden. Die Ergebnisse sollen in konkrete Bauvorhaben, wie beispielsweise das Deutsche Herzzentrum der Charité, einfließen.
Foto: IKE/Tom Bauer