Patientenleitlinie Adipositas-Chirurgie erschienen
Adipositas zieht zahlreiche Folgeerkrankungen nach sich, insbesondere einen gestörten Fettstoff- und Zuckerstoffwechsel. Doch viele Patienten schaffen es einfach nicht, dauerhaft ihr Gewicht zu reduzieren.
Wenn herkömmliche Maßnahmen wie Diät und Schulungsprogramme gescheitert sind, besteht die Möglichkeit einer Adipositas-Operation. Dabei kann der Magen entweder chirurgisch oder mit einem Magenband verkleinert werden, das von außen um den Magen gelegt wird und das Magenvolumen verringert. Zudem gibt es komplexe Bypass-Eingriffe, die den Nahrungsbrei um den Magen und Teile des Dünndarms herumleiten und so die Aufnahme von Nährstoffen begrenzen.
Wegen der Effekte auf den Stoffwechsel wird die Adipositas-Chirurgie manchmal auch metabolische Chirurgie genannt. Ein weiteres Synonym ist bariatrische Chirurgie.
Es gibt verschiedene Operationstechniken
Je aufwändiger das Verfahren, desto besser sind die Ergebnisse, besagt eine Faustregel. Aber desto mehr Nebenwirkungen und Risiken sind auch damit verbunden.
Nun ist eine neue Patientenleitlinie zur Adipositas-Chirurgie erschienen, die Betroffenen eine Orientierungshilfe sein soll. Grundsätzlich wird ein chirurgischer Eingriff allen Patienten mit einem hohen BMI von mehr als 40 kg/m2 empfohlen. Bei Diabetikern, deren Zuckerstoffwechsel sich mit konservativen Therapien nicht verbessern lässt, kann der BMI auch geringer sein.
Was gegen eine Adipositas Operation spricht
Es gibt jedoch Ausschlusskriterien, die eine Operation nicht ratsam erscheinen lassen. Laut Linie gehören dazu eine Schwangerschaft, eine unbehandelte hormonelle Störung sowie psychische Störungen. „Patienten mit einer Adipositas leiden zum Beispiel häufiger an Depressionen oder an Essstörungen als Normalgewichtige“, sagt Leitlinien-Autorin Professor Claudia Luck-Sikorski von der Universität Leipzig. Patienten in labilem psychischem Zustand, mit einer unbehandelten Ess-Brech-Sucht oder mit einer bestehenden Alkohol- oder Drogenabhängigkeit sollten vor einer Operation zunächst psychotherapeutisch stabilisiert werden.
Psyche mitbehandeln
Die psychologische Betreuung spielt auch nach der Operation eine große Rolle, damit die Patienten nicht in alte Muster zurückfallen. Ein großes Problem ist die Stigmatisierung von Adipositas in der Gesellschaft. Selbst Ärzte und Therapeuten seien vor solchen Vorurteilen nicht gefeit und sollten sich bewusst dagegen wappnen, sagt Luck-Sikorski. Denn jede Stigmatisierung wirke auf die Patienten zurück, nehme ihnen das Selbstvertrauen und führe letztlich zu einer Selbst-Stigmatisierung. Dann könne ein Teufelskreis aus Frustessen und einer erneuten Gewichtszunahme entstehen.
Unter dem Link https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/088-001.html ist die Patientenleitlinie für jeden einsehbar.
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