Patientengespräche ab dem ersten Semester
Kommunikation ist das A & O in der Arzt Patienten Beziehung. Mangelt es an einer guten Verständigung, kann dies zu falschen Diagnosen und Fehlbehandlungen führen. Dies haben Studien hinreichend belegt. Nun ziehen die Universitäten Konsequenzen aus diesen Erkenntnissen und wollen das Patientengespräch künftig schon ab dem ersten Semester in den Lehrplan einbeziehen. Derzeit arbeiten Vertreter von 36 medizinischen Fakultäten an einem Mustercurriculum und den dazugehörigen Prüfungen. Spätestens 2016 soll es bundesweit eingeführt sein.
Die wichtigsten Hinweise liefert der Patient
„Das Patientengespräch wurde lange Zeit unterschätzt und an den Universitäten zu wenig und zu spät gelehrt“, erläutert PD Dr. Jana Jünger, Oberärztin am Universitätsklinikum Heidelberg. Denn nur wenn sich der Patient sich verstanden fühle und seinem Arzt vertraue, kooperiere er auch bei der Therapie. „Ärzte, die keinen guten Kontakt zu ihren Patienten aufbauen, gefährden den Therapieerfolg und können seelische Schäden anrichten“, weiß Jünger. Zum Beispiel wenn Ärzte auf wenig feinfühlige Art ihren Patienten eine belastende Diagnose mitteilen. Auch das Zuhören sei wichtig im Patientengespräch, etwa um die richtige Diagnose zu stellen. „Die wichtigsten Hinweise für die Diagnose kommen schließlich vom Patienten selbst.“
Jana Jünger wirkt an dem neuen Kommunikationscurriculum für Medizinstudenten mit. Unter ihrer Federführung tragen jetzt die Vertreter aller deutschen medizinischen Fakultäten die besten Übungen und Trainingsmöglichkeiten von allen Standorten zusammen. Im Herbst 2014 soll das Kommunikationscurriculum verabschiedet werden, so dass es bald darauf flächendeckend eingeführt werden kann. Dann soll das Üben von Patientengesprächen Studenten ihr ganzes Studium hindurch begleiten, wobei die Gesprächssituationen im Laufe der Zeit immer komplexer werden. Geübt werden etwa Gespräche mit Eltern, deren Kinder behandelt werden oder das Überbringen von schlechten Nachrichten. Auch Gesprächen mit nicht-therapietreuen Patienten werden trainiert. „Anfangs sollen die Studenten mit Schauspielern trainieren, später stehen immer mehr Gespräche mit wirklichen Patienten auf dem Lehrplan“ verrät Jana Jünger.
Angehende Ärzte üben, wie sie eine belastende Diagnose überbringen
Das praktische Üben von Patientengesprächen sei unerlässlich, um Medizinstudenten besser auf ihre künftige Rolle als Arzt vorbereitet werden, betont auch Jüngers Kollege PD Dr. med. Jobst-Hendrik Schultz vom Heidelberger Universitätsklinikum. „Zuhören und mitfühlen – Anamnese kann man nicht theoretisch lernen.“
Nach Einführung des Kommunikationscurriculums werden die angehenden Ärzte nicht nur in der ärztlichen Gesprächsführung ausgebildet, sondern auch geprüft. Das komme Patienten und Ärzten gleichermaßen zu Gute, meint Jünger. Denn auch das hätten Studien ergeben: Wenn die Kommunikation mit den Patienten „rund läuft“, neigen die Ärzte weniger zu Zynismus und entwickeln seltener ein Burnout-Syndrom.
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