Auch die mittlerweile sechste Versichertenbefragung der KBV hat ergeben, dass niedergelassene Ärzte eine außerordentlich hohe Wertschätzung ihrer Patienten genießen: Über 90 Prozent bewerten die fachliche Kompetenz und das Vertrauensverhältnis zum zuletzt besuchten Arzt mit „gut“ oder „sehr gut“.
Seit der ersten Versichertenbefragung 2006 sei die Zufriedenheit mit den Ärzten gleichbleibend hoch, betonte KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Köhler – und zwar trotz der öffentlichen Debatten: „Auch wenn Ärzte in der öffentlichen Diskussion immer wieder unter den Generalverdacht unlauteren Handelns gestellt werden, so sind die persönlichen Erfahrungen der Versicherten in der Regel positiv.“
Lange Wartezeiten für Kassenpatienten
Große Unterschiede gibt es noch immer bei den Wartezeiten für Kassenpatienten und privat Versicherte. Erneut musste die KBV einräumen, dass 11 Prozent der Versicherten einer gesetzlichen Krankenkasse länger als drei Wochen auf einen Arzttermin warten mussten, jedoch nur vier Prozent der Privatpatienten. Schon 2011 war die Situation ähnlich.
Angesichts dieser Zahlen bemühte sich KBV-Chef Köhler, die Linie gegen den Vorwurf der Zwei-Klassen-Medizin zu halten: „Bei der Wartezeit gibt es durchaus Unterschiede zwischen der gesetzlichen und der privaten Krankenversicherung. Es ist jedoch absurd zu glauben, dass es diese Unterschiede auch in Bezug auf die medizinische Behandlungsqualität gibt.“
Es gibt bei den Wartezeiten auch einen deutlichen Ost-West-Unterschied: Im Osten warteten 14 Prozent der Patienten länger als drei Wochen auf den Arztbesuch, im Westen nur neun Prozent. Signifikant sind die Unterschiede auch bei Haus- und Fachärzten: Bei den Hausärzten kamen 58 Prozent der Befragten ohne Termin und Wartezeit in die Sprechstunde, weitere 21 Prozent mussten nur ein bis drei Tage warten. Bei den Fachärzten trifft dies nur auf 30 bzw. zwölf Prozent der Patienten zu.
Dementsprechend sind 38 Prozent der Patienten der Meinung, es gebe zu wenige Fachärzte, im Osten antwortet dies die Hälfte der Befragten.
Notdienst: Immer mehr Patienten gehen ins Krankenhaus
Kritisch sieht die KBV das Verhalten der Patienten nachts und am Wochenende: Deutlich mehr gehen dann ins Krankenhaus oder zu einer Notfallambulanz, 38 Prozent und damit 9 Prozent mehr als 2011. Weitere 27 Prozent rufen den Rettungsdienst, den ärztlichen Bereitschaftsdienst nehmen dagegen weniger als ein Viertel der Patienten in Anspruch (23%). Hier muss die KBV genauer hinsehen: Zahlen die zeigen, ob dies mit dem ausgedünnten Netz von Ärzten für den Bereitschaftsdienst in Flächenländern korreliert, haben die Kassenärzte nicht.
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