Patienten mit Borderline-Störung besonders stark stigmatisiert

Patienten mit Borderline-Störung sind häufig Stigmatisierungen ausgesetzt - sogar durch klinisches Personal – Foto: ©Elnur - stock.adobe.com
Die emotionale instabile Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ (BPS) ist gekennzeichnet durch eine Instabilität von Emotionen, Stimmungen, der Identität und zwischenmenschlicher Beziehungen. Die Patienten leiden unter Schwierigkeiten mit der Affektregulation bzw. der Unfähigkeit, ihre emotionalen Zustände zu kontrollieren. Häufig kommt es dabei zu äußerst unangenehmen Spannungszuständen, die die Betroffenen durch Selbstverletzungen oder riskantes Verhalten abzubauen versuchen. Auch starke Emotionen wie Schuld, Scham, Ohnmacht und Selbstverachtung quälen die Patienten. Zudem berichten sie häufig von einem anhaltenden Gefühl der Leere.
Durch die emotionale Instabilität werden auch zwischenmenschliche Interaktionen, insbesondere private Beziehungen, stark beeinträchtigt. Ein zentraler Aspekt der Erkrankung ist eine übermäßige Angst vor dem Verlassenwerden, häufig begleitet von einer ebenfalls ausgeprägten Angst vor sozialer Nähe. Da es dem Partner häufig sehr schwer fällt, mit diesen schwankenden Affekten zurechzukommen, scheitern die Beziehungen häufig.
Vorurteile gegenüber Borderline-Patienten verbreitet
Neben ihrer eigenen emotionalen Instabilität haben Borderline-Betroffene häufig auch mit Vorurteilen und Stigmatisierung zu kämpfen – und das nicht nur im privaten oder beruflichen Umfeld. Auch im klinischen Alltag zeigt sich, dass Pflegekräfte häufig Schwierigkeiten im Umgang mit den Patienten haben. Das bestätigt nun eine aktuelle Studie.
Da die emotionale instabile Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ in Kliniken die am häufigsten vertretene Persönlichkeitsstörung ist, wollte ein Forscherteam um Professor Claudia Luck-Sikorski, Vizepräsidentin der SRH Hochschule für Gesundheit, die Einstellungen und Einschätzungen des psychiatrischen Pflegepersonals gegenüber den Betroffenen untersuchen. Dazu verglichen die Wissenschaftler die Haltung des Personals gegenüber Patienten mit BPS im Vergleich zur Haltung gegenüber Patienten mit depressiven Störungen.
Pflegepersonal benötigt mehr Unterstützung
Für die Studie wurden 37 Pflegekräfte mehrerer psychiatrischer Stationen befragt. Sie erhielten dazu randomisierte Fragebögen mit Fallvignetten (BPS oder Depression), um Einstellungen, soziale Distanz und emotionale Reaktionen zu vergleichen. Wie sich zeigte, wurden Patienten mit einer BPS im Vergleich zu depressiven Patienten durch das Pflegepersonal stärker abgewertet und negativer beurteilt. Dabei zeigte sich auch ein größerer Wunsch nach sozialer Distanz gegenüber Patienten mit Borderline-Störung.
Die Forscher schließen daraus, dass die Aufklärung über Persönlichkeitsstörungen vom Borderline-Typus stark verbessert werden muss. Zudem sollte Pflegepersonal mehr Unterstützung erhalten. Dafür sollten auch entsprechende Hilfe-Tools angelegt werden. Die aktuelle Studie wurde im Fachmagazin “Psychiatrische Praxis“ veröffentlicht.
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