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Patentierter Antikörper verbessert Hirntumordiagnostik

Freitag, 26. Februar 2016 – Autor:
Mit einem Antikörper-Test lassen sich IDH1-Mutationen bei Hirntumoren sicher nachweisen. Für die mittlerweile weltweit etablierte Diagnostikmethode hat ihr Erfinder Andreas Deimlig nun den Deutschen Krebspreis bekommen.
Deutscher Krebspreis:Ein Antikörper spürt kleinste Abweichungen bei Hirntumoren auf und erkennt zuverlässig eine IDH1-Mutation

Deutscher Krebspreis: Ein Antikörper spürt kleinste Abweichungen bei Hirntumoren auf und erkennt zuverlässig eine IDH1-Mutation

Wenn aus Grundlagenforschung ein Patientennutzen wird, heißt das translationale Forschung. In dieser Kategorie hat Prof. Dr. Andreas Deimling nun den Deutschen Krebspreis gewonnen. Am Donnerstag nahm der Wissenschaftler vom Universitätsklinikum Heidelberg die mit 7.500 Euro dotierte Auszeichnung auf dem Deutschen Krebskongress entgegen.

Der Verdienst von Andreas von Deimling liege in der konsequenten Entwicklung und Integration molekularer Analysen in die Tumor-Neuropathologie, hieß es zur Begründung. Durch den Einsatz der molekularen Diagnostik lasse sich die Planung der Behandlung von Gliomen sehr viel genauer an die individuellen Gegebenheiten des Patienten anpassen.

Antikörper bindet an IDH1

Deimling ist Neuropathologe und hat zusammen mit Kollegen einen Antikörper entwickelt, mit dem sich eine IDH1-Mutationen bei Hirntumoren sicher nachweisen lässt. IDH1-Mutationen kommen gehäuft in Astrozytomen und Oligodendrogliomen, Unterformen der bisher unheilbaren Gliome, vor. In Glioblastomen ist das Gen in etwa fünf Prozent der Fälle mutiert. IDH1-Mutationen sind eine wichtige Untergruppe dieser Hirntumore und gelten als prognostisch günstig. Mit bisherigen klassischen Gewebeuntersuchungen lassen sich die verschiedenen Arten und Untergruppen von Tumoren jedoch teilweise nur sehr unscharf gegeneinander abgrenzen. Da von der Einteilung jedoch die weitere Therapie abhängt, sind spezifische Tests unabdingbar.

Der Test von Deimling basiert auf einem künstlich hergestellten Antikörper bzw. Proteins des Immunsystems. Es bindet passgenau an das Enzym IDH1 (Isocitrat Dehydrogenase) und erkennt minimalste Abweichungen. Diese liegt bei IDH1-Muationen im Baustein R132H. Nur wenn hier eine Veränderung vorliegt, schlägt der Test an. Das Originaleiweiß aus gesunden Körperzellen erkennt der Antikörper nicht. Damit, so Deimling, lassen sich IDH1-Mutationen zweifelsfrei diagnostizieren und von anderen Gehirntumorarten abgrenzen.

Der patentierte Antikörper wird inzwischen weltweit routinemäßig in der Hirntumordiagnostik eingesetzt. Die neue Diagnosemethode ebnete zudem den Weg für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Hirntumore, der derzeit in einer klinischen Studie geprüft wird.

Deutscher Krebspreis geht an drei Kategorien

Der Deutsche Krebspreis wird von der Deutschen Krebsgesellschaft jährlich zu gleichen Teilen für hervorragende Arbeiten im deutschsprachigen Raum verliehen:  Neben der translationalen Forschung werden auch Arbeiten aus der experimentellen onkologischen Grundlagenforschung und der Tumordiagnostik und –behandlung ausgezeichnet.

Foto: © science photo - Fotolia.com

Hauptkategorie: Berlin

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