Passivrauchen im Auto: Für Kinder und Schwangere besonders schädlich

Passivrauchen gefährdet massiv die Gesundheit: besonders in abgeschlossenen Räumen wie einem Pkw – und besonders bei (sehr) jungen Menschen. – Foto: AdobeStock/New Africa
Bereits das Rauchen einer einzigen Zigarette verursacht im geschlossenen Auto innerhalb weniger Minuten eine Konzentration von Tabakrauch, die um ein Vielfaches höher ist als in einer stark verrauchten Gaststätte. Schon für Erwachsene ist das nicht gesund. Aber für Kinder und Jugendliche und erst recht für Babys im Mutterleib ist das definitiv schädlich. Weil Schätzungen zufolge rund eine Million Minderjährige in Deutschland regelmäßig in Autos mitfahren (müssen), in denen mindestens ein Erwachsener raucht, und sie im Zuge dessen von gesundheitlichen Folgeschäden bedroht sind, fordert jetzt ein breites Bündnis aus 37 Organisationen, Verbänden und Institutionen ein Rauchverbot in Autos, sofern Kinder oder Schwangere mit an Bord sind.
Passivrauchbelastung in Fahrzeugkabinen besonders hoch
Die Passivrauchbelastung für Minderjährige wie für ungeborene Kinder ist Experten zufolge in Fahrzeugkabinen besonders hoch. Erstens wegen des sehr begrenzten Netto-Luftvolumens (2,6 Kubikmeter in einem Durchschnitts-Pkw) und der damit besonders intensiven gesundheitlichen Belastung (in Tabakrauch sind rund 250 giftige und rund 90 krebserregende Substanzen enthalten). Und zweitens, weil ihre Atemfrequenz höher ist als bei Erwachsene und sich die Lungen bis zum 20. Lebensjahr noch dabei sind zu entwickeln.
Wie Passivrauchen Babys, Kinder und Jugendliche schädigt
Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg (dkfz) werden bei Kindern eine ganze Reihe von gesundheitlichen Folgen beobachtet. Hierzu gehören beispielsweise die Schädigung der sich entwickelnden Lunge, Atemwegsbeschwerden und Atemwegserkrankungen sowie eine beeinträchtigte Lungenfunktion.
In der Schwangerschaft führt (Passiv-)Rauchen häufiger zu Komplikationen wie Fehl-, Früh- und Totgeburten, einer Gewichtsverringerung und Verkleinerung des Körpers und Kopfes der Neugeborenen und ist ein Risikofaktor für plötzlichen Kindstod bei Säuglingen. Möglicherweise besteht auch ein Zusammenhang zwischen Passivrauchen und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern sowie Übergewicht im Erwachsenenalter.
Kinder in schwierigen Familien sind besonders betroffen
„Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche aus Familien in schwierigen Lebenssituationen. Gerade sie sollten besonders vor Gesundheitsschäden durch Passivrauchen geschützt werden“ sagt Frank Lehmann, Sprecher des Ressorts Prävention und Gesundheitsförderung bei der „Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention“ (DGSMP).
Kinder an Bord: Kommt das Bußgeld fürs Rauchen im Auto?
Weil Passivrauchen in Autos die Gesundheit schutzloser Minderjähriger massiv gefährdet, hat jetzt ein breites Bündnis von 37 Organisationen, Verbänden und Institutionen ein Rauchverbot in Autos bei Anwesenheit von Kindern oder Schwangeren gefordert. „Bundesregierung und Bundestag sind aufgefordert, durch eine Änderung des Bundesnichtraucherschutzgesetzes oder der Straßenverkehrsordnung ein gesetzliches Rauchverbot in geschlossenen Fahrzeugen bei Anwesenheit von Minderjährigen sowie Schwangeren zu normieren“, heißt es in einer Mitteilung des Bündnisses.
Dem Kreis der Unterzeichnern des Verbändeappells gehören neben der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention unter anderem auch die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und das Deutsche Krebsforschungszentrum an. Zur Durchsetzung des Verbotes sollten nach dem Willen der Initiatoren künftig Verstöße mit einem wirksamen Bußgeld geahndet werden. Eine Expertise des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestags von 2015 kommt dem Bündnis zufolge zu dem Ergebnis, dass ein Rauchverbot in Fahrzeugen mit dem Grundgesetz offensichtlich vereinbar ist.