Passivrauchen für Kinder besonders schädlich

Kinder können vor Tabakrauch nicht flüchten, weil sie von ihren Eltern oder anderen Erwachsenen abhängig sind. Beim Rauchen im Auto steigt die Konzentration von Schadstoffen schneller an als in größeren Räumen.
Wenn Erwachsene rauchen, rauchen Kinder mit, ob sie wollen der nicht. Jedes siebte Kind zwischen 11 und 17 Jahren hält sich nach Einschätzung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mehrmals pro Woche in verrauchten Räumen auf. Und Kinder sind keine „kleinen Erwachsenen“. Das gilt auch für Einwirkung von Tabakrauch auf die Atemwege.
„Kinder reagieren besonders sensibel auf die Giftstoffe im Tabakrauch, weil sie in Relation zu ihrem Körpergewicht mehr Luft und damit auch mehr Giftstoffe einatmen als Erwachsene“, sagt Michaela Goecke, Leiterin des Referats für Suchtprävention bei der BZgA. „Kinder wachsen noch und ihre Organe entwickeln sich. Deshalb baut ihr Körper Giftstoffe schlechter ab.“ Mögliche Folgen für die Gesundheit: Atemwegsbeschwerden und insbesondere Asthma.
Tabakrauch: „Sehr gefährlicher Innenraum-Schadstoff“
„Tabakrauch in der Umgebungsluft ist ein sehr gefährlicher Innenraum-Schadstoff“, heißt es bei der Bundeszentrale weiter. Tabakrauch enthält laut BZgA rund 5.300 Chemikalien und Gifte, darunter Blausäure, Arsen, Kohlenmonoxid und Benzol. Etwa 90 Inhaltsstoffe der Zigarette sind erwiesenermaßen krebserregend.
Tabak im Innenbereich ist noch aus einem weiteren Grund schädlich: weil er sich in winzigen Partikeln auf Möbeln, Teppichen, Vorhängen, Tapeten, der Kleidung oder den Haaren niederschlägt. Dadurch können neue giftige Substanzen entstehen. Durch den Luftzug oder durch Bewegungen werden diese Stoffe aufgewirbelt und wieder in die Raumluft abgegeben. Über die Atemwege und vermutlich auch über die Haut gelangen sie so in den Organismus von Erwachsenen – und Kindern.
127.000 Tote jährlich durch Tabakkonsum
Dem „Tabakatlas“ des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg zufolge gibt es allein in Deutschland jedes Jahr rund 85.000 neue Krebsfälle, die aufs Rauchen zurückzuführen sind. Etwa 127.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen der zahlreichen tabakbedingten Erkrankungen; das entspricht 13,3 Prozent aller Todesfälle. „Rauchen ist nach wie vor der wichtigste vermeidbare Krebsrisikofaktor“, sagt Michael Baumann, der Vorstandsvorsitzende des DKFZ.
Passivrauchen: Nicht weniger schädlich als das aktive Rauchen
Gesundheitsgefahren treffen aber nicht nur Raucher selber, sondern auch die Menschen in ihrer Umgebung. Passivrauchen ist Studien zufolge nicht wesentlich weniger gesundheitsschädlich, als wenn man selber raucht. Beim Passivrauchen werden Giftstoffe des Tabakrauchs aus der Umgebungsluft eingeatmet und gelangen so in den Körper. Sogenannte lungengängige Partikel dringen tief in die feinen Verästelungen des Lungensystems ein.
Eine hohe Passivrauchbelastung führt – wie das aktive Rauchen auch – auf längere Sicht zu einem steigenden Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle, die „Chronisch obstruktive Lungenerkrankung“ COPD und mehrere Krebsarten (Mund-, Kehlkopf-, Lungen- und Blasenkrebs).
Krankheiten durch Passivrauchen bei Kindern
Bei Kindern können durch die Giftstoffe im Tabakrauch Atemwegsbeschwerden und -erkrankungen hervorgerufen werden. Durch Passivrauchen steigt bei Kindern unter anderem das Risiko für
- Atemwegsbeschwerden
- Asthma
- reduzierte Lungenfunktion
- Infektionen der unteren Atemwege
- Mittelohrentzündungen.
(Quelle: BZgA, Tabakatlas 2020/Deutsches Krebsforschungszentrum)
BZgA: „An Orten mit Kindern nicht rauchen“
„Orte, an denen sich Kinder und Jugendliche regelmäßig aufhalten, sollten im Sinne des Gesundheitsschutzes konsequent rauchfrei gehalten werden“, fordert die Bundeszentrale anlässlich des Deutschen Lungentags 2021. „Das gilt besonders für die Wohnbereiche und das Auto.“ Auch Passivrauch während Schwangerschaft gefährde die Gesundheit des Kindes. Frauen, die ein Kind erwarteten, sollten sich deshalb vom Tabakrauch anderer fernhalten.
Rauchstopp: Hier können sich Aussteiger Unterstützung holen
Um die Zahl von schweren Erkrankungen und Todesfällen aufgrund von Tabakkonsum zu verringern und um Dritte vor Passivrauch zu schützen, unterstützt die BZgA alle aufhörwilligen Raucher beim Rauchausstieg, beispielsweise durch eine Telefonberatung und ein Online-Ausstiegsprogramm. Die kostenlose Telefonnummer 0800 8313131 ist an sieben Tagen in der Woche erreichbar, und zwar zu folgenden Zeiten: Montag bis Donnerstag von 10 bis 22 Uhr. Freitag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr.