28. Dezember 2015 . Drucken . Sterbeprozess Palliative Sedierung beschleunigt Sterben wahrscheinlich nicht Die palliative Sedierung soll todkranken Patienten unnötiges Leiden ersparen. Kritiker wenden ein, dass dies möglicherweise auch das Sterben beschleunigen könnte. Doch offenbar trifft das gar nicht zu, wie eine aktuelle Studie jetzt ergeben hat. Die palliative Sedierung soll Patienten Schmerzen ersparen In der letzten Lebensphase werden todkranken Patienten zur Linderung ihrer Beschwerden häufig Medikamente (meist Benzodiazepine oder Opioide) verabreicht, die bis zum Todeseintritt das Bewusstsein dämpfen oder ausschalten sollen. Das Ziel dieser sogenannten palliativen Sedierung liegt darin, den körperlichen und seelischen Zustand des Patienten zu beruhigen und diesen vor Ängsten, Unruhe und Schmerzen zu bewahren. Ein häufiger Einwand gegen die palliative Sedierung ist jedoch, dass sie das Sterben beschleunigen könne. Das trifft einer aktuellen Studie zufolge allerdings gar nicht zu. Bisher konnten Studien nicht eindeutig beweisen, ob die palliative Sedierung (auch "terminale Sedierung" genannt) den Sterbeprozess beschleunigt oder nicht. Daher haben japanische Forscher nun in einer multizentrischen Studie mit 58 beteiligten palliativmedizinischen Zentren die Auswirkung der kontinuierlichen tiefe Sedierung (continuous deep sedation = CDS) auf die verbleibende Lebenszeit untersucht. Die Mediziner um Dr. Isseki Maeda von der Universität Osaka griffen dafür auf Daten einer prospektiven Kohortenstudie zurück, der „Japan-prognostic assessment tools validation study“. Unterschied in der Lebenszeit war nicht signifikant In die Studie flossen die Daten von 1827 Krebspatienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Karzinom ein. 269 Patienten hatten innerhalb der letzten zwei Wochen ihres Lebens eine kontinuierliche tiefe Sedierung gemäß der japanischen Leitlinien erhalten, das heißt sie erhielten Midazolam, ein Arzneimittel aus der Gruppe der Benzodiazepine, in einer Startdosis zwischen 0,2 und einem Milligramm pro Stunde bis zu einer Erhaltungsdosis von üblicherweise 20 bis 40 Milligramm pro Tag. Es zeigte sich, dass die Überlebenszeit nach Ankunft in der Palliativeinrichtung bei Patienten, die eine tiefe Sedierung erhalten hatten, im Durchschnitt 27 Tage betrug; bei den anderen Patienten waren es 26 Tage. Der Unterschied war nicht signifikant. Damit ließ sich ein lebensverkürzender Effekt zumindest bei Krebspatienten nicht nachweisen. Nach Meinung der Studienautoren ist die kontinuierliche tiefe Sedierung demnach eine vertretbare Maßnahme in der Sterbebegleitung von Patienten mit unheilbarem Karzinom im terminalen Stadium. Palliative Sedierung kann Leiden verhindern Auch unter Einberechnung mehrerer anderer Einflussfaktoren änderte sich an dem Ergebnis nicht viel. Weder Alter, Geschlecht, Chemotherapie, Art des Tumors oder Vorhandensein von Metastasen wirkten sich nennenswert auf den Unterschied aus, ebenso wenig Dyspnoe, Delir oder Pleuraerguss. Die Studienautoren betonen zudem, dass für Patienten am unmittelbaren Lebensende nicht unbedingt die verbleibende Zeitspanne wichtig sei. Entscheidend sei für die meisten vielmehr, die letzten Tage oder Stunden ihres Lebens ohne Leiden zu verbringen. Foto: © Photografee-eu / Fotolia.com Autor: red Hauptkategorien: Demografischer Wandel , Medizin Ihnen gefällt dieser Beitrag? Empfehlen Sie uns weiter.
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