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Oxytocin könnte bei Angsterkrankungen helfen

Samstag, 6. Dezember 2014 – Autor:
Das Kuschelhormon Oxytocin, das soziale Bindungen und Vertrauen stärkt, könnte auch bei der Therapie von Phobien und anderen Angsterkrankungen nützlich sein. Das ist das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten Studie.
Oxytocin hilft bei Ängsten

Oxytocin hemmt das Angstzentrum im Gehirn. – Foto: Kalim - Fotolia

Das sogenannte „Kuschel-" oder „Treuehormon“ Oxytocin ist dadurch bekannt geworden, dass es eine wichtige Rolle beim Geburtsprozess spielt und die Mutter-Kind-Bindung verstärkt. Später hat man festgestellt, dass es auch die Bindung zwischen Partnern verstärken und allgemein das Vertrauen in andere Menschen erhöhen kann.

Doch Oxytocin kann offensichtlich noch viel mehr. So wird schon seit einiger Zeit vermutet, dass das Hormon soziale Nähe schaffen, Stress abbauen sowie gegen Depressionen und soziale Phobien helfen soll. Dass Oxytocin tatsächlich das Angstzentrum im Gehirn hemmt und dadurch möglicherweise die Behandlung von Angststörungen erleichtern kann, hat nun eine Bonner Studie gezeigt, die im Fachmagazin „Biological Psychiatry“ veröffentlicht wurde.

Oxytocin-Rezeptoren in der Amygdala gefunden

Als zuständig für die Verarbeitung von Ängsten gilt die Amygdala, eine Kernregion im Temporallappen der Großhirnrinde. Vor einigen Jahren wurden dort Rezeptoren für das Hormon Oxytocin gefunden. Das Bonner Forscherteam um Dr. René Hurlemann hat nun an 62 gesunden Männern untersucht, wie sich die Einnahme von Oxytocin auf das Angstzentrum auswirkt.

Die Forscher versetzten den Probanden, die in einem Kernspintomographen lagen, immer dann kurze, unangenehme Elektroschocks, wenn diese gerade über eine Videobrille bestimmte Fotos, beispielsweise von menschlichen Gesichtern ansahen. Nach einiger Zeit löste der Anblick der Gesichter auch ohne Elektroschock eine Angstreaktion aus, was die Forscher an einer durch den Angstschweiß veränderten Haut­leit­fähig­keit registrierten. Die Aufnahmen der funktionellen Kernspin­tomographie zeigten ihnen, dass während der Angstphase die Amygdala im Gehirn besonders aktiv war.

Mit Oxytocin gehen Ängste schneller zurück

Als die Probanden danach mehrmals die angstauslösenden Bilder sahen, ohne dabei einen Elektroschock zu erhalten, ging die automatisierte Angstreaktion allmählich verloren. Die Forscher untersuchten nun, wie sich die künstliche Gabe von Oxytocin auf den Abbau der Angst auswirkte. Dafür erhielt die Hälfte der Probanden Oxytocin über ein Nasenspray, die anderen Teilnehmer bekamen ein Placebo.

Es zeigte sich, dass bei der Oxytocin-Gruppe die Angstreaktionen zunächst stärker wurden. Offenbar nahmen die Probanden durch das Oxytocin die Ängste stärker wahr als die Kontrollgruppe. Kurze Zeit später kam es aber durch das Hormon zu einem beschleunigten Abbau der Ängste. Die Forscher führen dies auf eine hemmende Wirkung von Oxytocin auf das Angstzentrum zurück.

Das Hormon könnte nach Ansicht der Studienautoren bei einer Konfrontationstherapie gegen Ängste helfen. Mit Hilfe von Oxytocin könnte die Therapiedauer möglicherweise verkürzt werden. Die Patienten müssen nach den aktuellen Ergebnissen jedoch damit rechnen, dass die erste therapeutische Begegnung mit ihrer Angst intensiver als ohne Oxytocin ausfällt.

Foto: © Kalim - Fotolia.com

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