Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Osteoporose-Medikament reduziert Rückfallrate bei Brustkrebs

Donnerstag, 17. Dezember 2015 – Autor:
Ein überraschendes Ergebnis lieferte eine Studie der Medizischen Universität Wien: Die Rückfallrate bei postmenopausalem, hormonabhängigem Brustkrebs kann durch ein Medikament, das eigentlich bei Osteoporose eingesetzt wird, deutlich reduziert werden.
Osteoporose-Medikament reduziert Rückfallrisiko bei Brustkrebs

Ein Knochen-Medikament kann Brustkrebspatientinnen helfen

Ein „spektakuläres“ Ergebnis kündigte Professor Michael Gnant, Leiter der Klinik für Chirurgie der Medizinischen Universität Wien, beim San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) in Texas an. Und tatsächlich sind die Resultate seiner jüngsten Studie überraschend: Der Wirkstoff Denosumab, ein monoklonaler Antikörper, der eigentlich das Risiko von Knochenbrüchen bei Osteoporose senken soll, führt auchzu einer Erhöhung der Überlebensrate bei Frauen mit postmenopausalem, hormonrezeptorpositivem Brustkrebs. 3.425 Frauen hatten an der Studie teilgenommen; einem Teil von ihnen wurde Denosumab begleitend zur adjuvanten Therapie mit Aromatasehemmern verabreicht. Es zeigte sich, dass es bei den Patientinnen, die Denosumab erhielten, zu 18 Prozent weniger Brustkrebs-Rückfällen kam. Bei Ersttumoren von über zwei Zentimetern und besonders hoher Rezeptordichte war der Effekt sogar noch größer.

Denosumab wirkt auf Mikroumgebung der Tumorzellen

Rund 70 Prozent der Brustkrebserkrankungen sind hormonabhängig, das heißt die Tumoren benötigen das weibliche Sexualhormon Östrogen als Wachstumsfaktor. Die betroffenen Patientinnen erhalten dann eine Anti-Hormontherapie, welche die Östrogenproduktion reduzieren soll; allerdings tritt als Nebenwirkung nicht selten Osteoporose auf. Denosumab wiederum blockiert das Protein, das für den Knochenabbau verantwortlich ist. Im Frühjahr 2015 wurde im Fachmagazin The Lancet eine Studie vorgestellt, die zeigte, dass der Wirkstoff bei therapieinduzierter Osteoporose das Risiko von Knochenbrüchen um 50 Prozent reduziert, und das fast ohne unerwünschte Nebenwirkungen.

Nun konnten die Wissenschaftler um Michael Gnant nachweisen, dass Denosumab auch die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls bei hormonabhängigem Brustkrebs deutlich senkt. Denn der Antikörper wirkt auch auf die Mikroumgebung von unter Umständen vorhandenen, aber „schlafenden“ Tumorzellen, indem er die Wachstumsfaktoren im Knochenmark reduziert. „Daher fällt es Tumorzellen schwerer aufzuwachen“, erklärt Gnant. Die Zellen bleiben damit ruhiggestellt und können ihre zerstörerische Wirkung nicht entfalten.

Forscher hoffen auf baldige klinische Anwendung

Die Forscher erwarten nun nach eigenen Angaben eine baldige Anpassung in der klinischen Behandlung von Brustkrebs. Denosumab weise kaum Nebenwirkungen auf und stehe „in der Adjuvanstherapie insgesamt über den Bisphosphonaten“, so Gnant. Auch die Bisphosphonate, die zur Behandlung von Osteoporose eingesetzt werden, können eine positiven Einfluss auf das krankheitsfreie Überleben bei Brustkrebs haben. Denosumab wirke ähnlich wie die Bisphosphonate, habe jedoch bei stärkerer Wirksamkeit eine geringere Toxizität und sei besonders einfach anwendbar, so die Studienautoren. Nach Ansicht von Gnant sollte der Wirkstoff in Zukunft allen Patientinnen mit postmenopausalen, hormonrezeptorpositiven Brustkrebs angeboten werden.

Foto: © offstocker - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Brustkrebs

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin