Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Osteoporose: Häufig viel zu spät erkannt

Samstag, 20. Oktober 2018 – Autor:
Nur bei jedem vierten Patienten wird Knochenschwund frühzeitig erkannt und therapiert. Die meisten Deutschen wissen nichts oder wenig über Osteoporose, obwohl sie bereits als Volkskrankheit gilt. Dabei kann eine Therapie helfen, schicksalshafte Knochenbrüche wie Wirbel- oder Schenkelhalsfrakturen wenigstens hinauszuzögern.
3 Knochen im Schnitt - fortschreitenden Osteoporose

Knochensubstanzverlust - eine unterschätzte Volkskrankheit: Mehr als sechs Millionen Deutsche leiden daran, 885.000 jährlich kommen neu hinzu. – Foto: ©crevis - stock.adobe.com

Obwohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Osteoporose auf die Liste der zehn wichtigsten Erkrankungen gesetzt hat und rund sechs Millionen Deutsche an ihr leiden, gibt es offenbar große Defizite im öffentlichen Bewusstsein und bei einer frühen und adäquaten medizinischen Behandlung. Hierauf weisen zum Welt-Osteoporose-Tag am 20. Oktober die damit befassten Fachgesellschaften, Selbsthilfeverbände und Gesundheitsunternehmen hin. „Nur bei etwa 25 Prozent der Patienten wird die Krankheit frühzeitig erkannt und therapiert“, heißt es in einer Erklärung des Bundesselbsthilfeverbands für Osteoporose. Obwohl die auch als Knochenschwund bezeichnete Krankheit inzwischen als Volkskrankheit gilt und mit der immer älteren Gesellschaft deutlich zunehmen wird, ist sie den meisten Deutschen offenbar kaum bekannt:

Nur jeder Dritte fühlt sich über die Krankheit, ihre Folgen und die Möglichkeiten zur Vorsorge gut informiert, ergab eine aktuelle Umfrage des Biotechnologie-Unternehmens Amgen aus München. Laut Amgen werden selbst nach erstellter Diagnose in Deutschland nur 25 Prozent der Erkrankten medikamentös behandelt. Im Vergleich dazu erhalten etwa in Frankreich fast 60 Prozent der Erkrankten eine Therapie, in Spanien über 80 Prozent.

Ab 40 beginnt der Knochensubstanzverlust

Bei gesunden Menschen bauen sich die Knochen im Körper ein Leben lang um und auf und passen sich den individuellen Lebensanforderungen an – bis zum Alter von etwa 40, wenn die Knochendichte am größten ist. Ab diesem Alter dann baut sich die Knochensubstanz aber schleichend wieder ab. Die Dichte des Materials Knochen verringert sich von Jahr zu Jahr um ein bis zwei Prozent bei Frauen und um ein halbes bei Männern – schon beim gesunden Menschen wohlgemerkt. Bei Osteoporose-Kranken kann sich dieser Verlust beschleunigen – auf bis zu sechs Prozent im Jahr. Mit dem Verlust an Knochensubstanz büßen die Knochen ihre Festigkeit und Belastbarkeit ein – das Risiko für Knochenbrüche steigt. Am häufigsten zu beobachten sind Hüft-, Wirbel- und Handgelenksfrakturen, die Mobilität und Lebensqualität stark in Mitleidenschaft ziehen können.  Diese Knochenbrüche können mit langen Krankenhausaufenthalten verbunden sein und im schlimmsten Fall zu Pflegebedürftigkeit führen. In Westeuropa erleidet rund ein Viertel aller Menschen über 70 einen Wirbelbruch, der auf Osteoporose zurückzuführen ist. Häufig kommt es auch zum Oberschenkelhalsbruch, also einer Fraktur des oberen Oberschenkels, der mit der Hüfte verbunden ist.

Osteoporose: Oft erst erkannt, wenn der erste Knochen bricht

Ein Problem bei Osteoporose ist: Die Krankheit bleibt häufig bis zum ersten Knochenbruch unerkannt. Je früher der Knochenschwund entdeckt und behandelt wird, desto größer sind dabei die Chancen, schwerwiegende Knochenbrüche zu verhindern oder hinauszuzögern. Medizinisch festgestellt werden kann Knochenschwund häufig schon in einem frühen Stadium. Die Diagnose einer Osteoporose erfolgt meist mittels Knochendichtemessung. Sie gehört neben dem Arzt-Patienten-Gespräch und verschiedenen Mobilitätstests zur Basisdiagnostik bei Verdacht auf Osteoporose.

Gegenmaßnahmen: Gesunde Ernährung – und Sport

Damit es gar nicht erst so weit kommt, kann jeder selbst aktiv werden. Ein gesunder Lebens- und Ernährungsstil kann nach Auskunft des Bundesselbsthilfeverbands Osteoporose das Risiko für diese Erkrankung verringern oder ihr Entstehen hinauszögern. Rauchen und Untergewicht gelten demnach als schädlich, genauso wie eine einseitige Ernährung mit zu geringer Aufnahme von Kalzium. Kalzium gilt als wichtiger Mineralstoff für Aufbau und Erhalt der Knochen. Gute Kalziumquellen sind vor allem Milchprodukte, aber auch pflanzliche Lebensmittel wie Grünkohl oder Brokkoli. Damit Kalzium besser vom Körper aufgenommen werden kann, wird gleichzeitig eine ausreichende Zufuhr von Vitamin D empfohlen. Wichtige Präventionsmaßnahme, die jeder sofort privat einleiten kann: Sport. Regelmäßige Bewegung trainiert die Muskeln und kann den Knochenaufbau gezielt anregen.

Frauen erkranken zehn Jahre früher als Männer

Frauen sind von Osteoporose häufiger betroffen als Männer. Hauptgrund dafür eine Störung des weiblichen Hormonhaushalts nach den Wechseljahren. Die Produktion des Sexualhormons Östrogen nimmt ab – es kann seine knochenschützende Eigenschaft nicht mehr entfalten wie bisher. Bei etwa 30 Prozent der Frauen kommt es deshalb zu einer sogenannten postmenopausalen Osteoporose. Die Wahrscheinlichkeit zu erkranken, ist für Frauen auch deshalb größer, weil ihre Knochen grundsätzlich feiner strukturiert sind als die von Männern. Von den Frauen in der Altersklasse 50 bis 60 haben mehr als 15 Prozent Osteoporose. Jenseits des 70. Lebensjahres sind es sogar mehr als 45 Prozent. Männer bekommen Osteoporose im Schnitt etwas zehn Jahre später als Frauen.

Der Welt-Osteoporose-Tag wurde 1996 in England von der „National Osteoporosis Society“ (NOS) ins Leben gerufen. Dem deutschen Gesundheitssystem entstehen durch die Knochenerkrankung jährlich 2,5 bis 3 Millionen Euro an direkten und indirekten Kosten.

Foto: Fotolia.com/crevis

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Früherkennung , Prävention , Orthopädie

Weitere Nachrichten zum Thema Osteoporose/Knochensubstanzverlust

Osteoporose ist eine Volkskrankheit. Um die Folgen der Erkrankung einzudämmen, ist eine rechtzeitige Diagnose und Therapie wichtig. Mit Medikamenten und anderen Maßnahmen kann das Risiko für Knochenbrüche reduziert werden.

28.09.2019

Mit einem gezielten, ausgewogenen und regelmäßigen Bewegungstraining lässt sich Knochenschwund im Alter verlangsamen oder stoppen. Besonders zwei Sportarten trauen Experten es zu, dass sie die Knochendichte erhöhen – und sich der Trend zum Substanzverlust im Skelett damit sogar wieder umkehren lässt.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin