Osteopath ein eigenständiger Beruf?
Ostheopathische Verfahren erfreuen sich in Deutschland wachsender Beliebtheit. Medienberichten zufolge haben die Krankenkassen in 2013 rund 130 Millionen Euro für osteopathische Leistungen bezahlt. Dabei seien an teils an unqualifizierte Therapeuten bis zu 360 Euro Behandlungskosten pro Patient erstattet worden, hieß es.
Diese Summe entspricht in etwa der doppelten bis dreifachen Summe, die Vertragsärzte der Krankenkassen für die Behandlung des Bewegungssystems pro Jahr erhalten - einschließlich der qualitätsgesicherten Anwendung Manueller Medizin/Chirotherapie.
Ärztliche Fachgesellschaften sehen diese Entwicklung mit Sorge. „Wir warnen ausdrücklich davor, diesen politischen Fehler der Krankenkassen weiterzuführen, denn speziell die niedergelassenen Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie bieten ihren Patienten ein umfassendes Leistungsspektrum in Manueller Medizin an – auch in osteopathischen Verfahren“, sagt Dr. Johannes Flechtenmacher, Präsident des Berufsverband der Orthopäden und Unfallchirurgen (BVOU).
Ärzte brauchen die Zusatzbezeichnung „Manuelle Medizin/Chirotherapie“
Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin (DGMM) fordert der BVOU die Osteopathie den speziell dafür ausgebildeten Ärzten mit der Zusatzbezeichnung „Manuelle Medizin/Chirotherapie“ zu überlassen. Damit weisen die drei Fachgesellschaften die Forderung des Verbands der Osteopathen Deutschland zurück, einen nichtärztlichen Osteopathen als eigenständige Berufsbezeichnung einzuführen.
„Ein neuer osteopathischer Beruf ist überflüssig und würde der Patientensicherheit und Behandlungsqualität schaden. Zudem bietet er Raum für die Ausweitung nichtärztlicher Heilberufe mit direktem Zugang zum Patienten bei zum Teil unklaren Ausbildungsinhalten“, sagt Dr. Matthias Psczolla, Präsident der DGMM.
In Deutschland sind Ärzte zu osteopathischen Diagnose- und Therapieverfahren befähigt, nachdem sie die Zusatzweiterbildung „Manuelle Medizin/Chirotherapie“ und zusätzliche Fortbildungen absolviert haben. Darüber hinaus hat der Arzt die Möglichkeit, ausgewählte osteopathische Verfahren an einen in Osteopathie ausgebildeten Physiotherapeuten zu delegieren. Die umfassende Kontrolle des Therapieverlaufes obliegt jedoch dem Arzt.
Osteopathie kann Medikamente oder Operationen ersetzen
„Osteopathische Verfahren sind nur durch die ärztliche Diagnose und Therapie unter Berücksichtigung der Kontraindikationen für den Patienten transparent und vor allem sicher“, sagt Professor Bernd Kladny, Generalsekretär der DGOU. In Deutschland gebe es eine gute und flächendeckende osteopathische Versorgung durch Ärzte und Physiotherapeuten. Einen nichtärztlichen Osteopathen, der ohne umfassende medizinische Ausbildung direkten Zugang zum Patienten erhalte, brauche man deshalb nicht.
Der Verband der Osteopathen Deutschland fordert hingegen den eigenständigen Beruf des Osteopathen „auf qualitativ höchstem Niveau“; er qualifiziert selbst osteopathisch behandelnde Therapeuten.
Osteopathie ist Teil der Manuellen Medizin. Sie ist bei vielen von Schmerzen begleiteten Funktionsstörungen und Erkrankungen, insbesondere am Bewegungsorgan, etwa bei Knie-, Schulter- und Rückenschmerzen, eine wirksame Alternative bzw. Ergänzung zu einer medikamentösen Behandlung oder zu operativen Eingriffen.
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