Orthopäden: Knick-Plattfüße bei Kindern nicht ignorieren

Knick-Plattfüße können bei älteren Kindern Probleme machen – Foto: © Adobe Stock/ kieferpix
Fast jedes zweite bis dritte Kleinkind hat Knick-Plattfüße. Bis zum Schulalter wächst sich die Kombination aus Knickfuß (Ferse und Vorfuß knicken nach außen ab) und Plattfuß (das Längsgewölbe, das sich vom Fußballen bis zur Ferse erstrecken sollte, ist nicht ausgebildet) in der Regel aus. Bei einigen Kindern bleibt die Fußfehlstellung jedoch bestehen oder verschlimmert sich im Lauf der Jahre. Ein Kennzeichen ist der sogenannte „Charlie-Chaplin-Gang“ mit sehr stark nach außen gedrehten Füßen.
Diagnostik sollte vor dem 14. Lebensjahr erfolgen
Was noch durchgeht oder Probleme machen wird, ist selbst für Experten nicht immer leicht zu unterscheiden. „Es ist schwierig, die Kinder herauszufischen, wo eine Behandlung wirklich nötig ist“, sagte PD Dr. med. Renée Andrea Fuhrmann vom Rhön Klinikum Bad Neustadt auf dem 13. Zeulenrodaer Kongress für Orthopädie und Sportmedizin. Aber bis zum 14. Lebensjahr sollte man das herausfinden, „im Optimum zwischen dem 10. und 12. Lebensjahr.“
Muskulatur kann manchmal Ausgleich schaffen
Ärzte können Knick-Plattfüße mit speziellen Tests diagnostizieren. Dabei müssen die Kinder auf Zehenspitzen gehend von hinten betrachtet werden. Dann schätzt der Facharzt ein, ob die Muskulatur in der Lage ist, die Fehlstellung auszugleichen. Schafft die Muskulatur den Ausgleich muss demnach nichts unternommen werden. Falls nicht, müssten die jungen Patienten zunächst in der Physiotherapie genau diese Muskeln trainieren, so Orthopäde Fuhrmann. „Allerdings haben Kinder häufig keine Lust, das lange zu machen.“
Eine Behandlung sei aber wichtig, erklärt der Experte: „Werden Knick-Plattfüße, nicht erkannt und behandelt, kann es irgendwann zu extremen Schmerzen und aufwändigen knöchernen Korrekturen kommen.“
Einlagen mit Knubbeln können helfen
Neben Physiotherapie können sogenannte propriozeptive Einlagen Abhilfe schaffen. Das sind die Einlagen mit vielen kleinen Knubbeln, die durch Stimulation dafür sorgen, dass sich die Muskulatur wieder richtig aufbaut. Diese müssen etwa ein Jahr lang getragen werden, - dann folgt die nächste Kontroll-Untersuchung.
Hilft das alles nichts, kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Über einen kleinen Schnitt wird ein Platzhalter oder alternativ eine Schraube am äußeren Fuß eingebracht, womit das Abkippen des Fußes in den Knickfuß vermieden wird. Der Eingriff sollte laut Fuhrmann dann vorgenommen werden, wenn die Deformität zunimmt und eventuell sehr schmerzhaft ist. Am besten bevor das Wachstum der Kinder in die Schlussphase geht, also bei Mädchen ab ca. 10 und bei Jungen mit 12 Jahren.
Sein Fazit: „Ein sehr auffälliger kindlicher Knick-Plattfuß muss beobachtet, kontrolliert, bei Bedarf behandelt und darf keineswegs ignoriert werden.“