Fragt man die Deutschen, sind über 80 Prozent einer Organspende gegenüber aufgeschlossen. Derzeit hat jedoch nur jeder Dritte einen Organspendeausweis ausgefüllt. Die Diskrepanz zwischen Absicht und Wirklichkeit lässt sich auch an den Zahlen zur Organspende ablesen. 2011 ließen sich noch 1.200 Menschen nach ihrem Tod mehrere Organe entnehmen, im vergangenen Jahr waren es nur noch 875 Organspender. Dementsprechend ist auch die Zahl der gespendeten Organe zurückgegangen. Im ersten Quartal 2015 wurden postmortal noch 803 Organe gespendet, im Vergleichsraum 2016 waren es nur 699. Auch für dieses Jahr erwartet die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) einen leichten Rückgang bei den gespendeten Organen.
Hirntod-Regelung schreckt ab
Organspender werden also weiterhin dringend gesucht. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat deshalb eine Internetseite ins Netz gestellt, die umfassend zum Thema Organspende informiert. Auf organspende-info.de kann man zum Beispiel nachlesen, unter welchen Voraussetzungen ein Organ entnommen werden darf. In Deutschland ist das der Hirntod. Umfragen zufolge macht das vielen Menschen Angst, da zu diesem Zeitpunkt das Herz noch schlägt und der Kreislauf intakt ist.
Dies dürfte einer der Gründe sein, warum sich letztlich so wenige Menschen für eine Organspende entscheiden können. Der Rückgang der Organspendezahlen hängt darüber hinaus mit diversen Transplantationsskandalen zusammen. Ob Göttingen, Heidelberg oder Berlin – das Vertrauen der Bevölkerung scheint nachhaltig erschüttert.
10.000 Menschen warten auf neues Organ
Am Samstag soll mit dem Tag der Organspende daran erinnert werden, dass für viele Menschen eine Organtransplantation nicht nur die einzige Chance ist zu überleben, sondern auch länger zu leben. Derzeit stehen rund 10.000 schwer kranke Menschen auf der Warteliste für ein neues Organ. Rein statistisch sterben jeden Tag drei Menschen, weil sie nicht rechtzeitig ein neues Organ bekommen.
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