Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Organspende und Widerspruchlösung: Bevölkerung gespalten

Samstag, 1. Juni 2019 – Autor:
Drei Vorschläge zur Regelung der Organspende stehen momentan zur Diskussion, darunter die Widerspruchslösung von Jens Spahn. Doch keiner der Vorschläge findet eine klare Mehrheit in der Bevölkerung. Das geht aus einer aktuellen Umfrage hervor.
Widerspruchslösung, Bevölkerung, Umfrage

Viele Ärzte favorisieren die Widerspruchslösung. Doch in der Bevölkerung findet Spahns Vorschlag keine Mehrheit – Foto: ©Robert Kneschke - stock.adobe.com

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat mit dem Vorschlag, in Deutschland eine Widerspruchlösung einzuführen, die Diskussion um die Organspende neu entfacht. Die Widerspruchlösung sieht vor, jeden als hirntot erklärten Patienten zur Organentnahme freizugeben, der zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen hat. Damit will Spahn die Zahl der Spenderorgane erhöhen und mehr Organtransplantationen ermöglichen. In vielen europäischen Ländern gibt es diese Regelung bereits, darunter auch im Nachbarland Österreich.

35 Prozent für Widerspruchlösung

Doch nur 35 Prozent der deutschen Bevölkerung stehen hinter Spahns Vorschlag, wie eine aktuelle repräsentative Umfrage des Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC ergab. Dagegen sprechen sich 39 Prozent der Befragten dafür aus, die aktuelle Regelung beizubehalten. Danach ist eine Organspende nur dann möglich, wenn dies im Organspendeausweis auch so dokumentiert ist. Liegt kein Dokument vor, müssen Angehörige befragt werden. Einen Organspendeausweis besitzen derzeit 36 Prozent der Deutschen. Davon haben nur 28 Prozent einer Spende uneingeschränkt zugestimmt.

Den Grünen-Vorschlag findet nur jeder vierte gut

Ein dritter Vorschlag wurde von den Grünen/Bündnis 90 eingebracht. Dieses Modell sieht vor, die Bürger aktiv bei Behördengängen nach ihrem Willen zu fragen, was der jetzigen Regelung deutlich näher käme als die Widerspruchlösung. Allerdings können sich nur 25 Prozent der Deutschen mit diesem Vorschlag anfreunden.

Bedenken der Bevölkerung ernst nehmen

„Da sich bei den aktuellen Lösungsvorschlägen keine klare Mehrheit unter den Bürgern abzeichnet, muss die Bundesregierung nach neuen Ansätzen suchen, die für viele Menschen zustimmungsfähig sind“, sagt Michael Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC. Wichtig sei auch, die Bedenken der Menschen ernst zu nehmen und noch umfassender als bisher über das Thema aufzuklären. Denn ein Teil derer, die keinen Organspendeausweis haben, äußert deutliche Sorge: So quält zwölf Prozent die Angst, dass sie als Organspender schneller für tot erklärt werden könnten und keine Maßnahmen zur Wiederbelebung durchgeführt werden. Auch Angst vor Organhandel kann ein Argument gegen den Organspendeausweis sein, wie neun Prozent der Befragten bestätigen.

„Die Organspende ist in Deutschland streng geregelt“, sagt Burkhart. Dennoch müsse noch mehr Vertrauen in der Bevölkerung geschaffen werden. Dies ging nur durch eine bessere Aufklärung.

Foto: © Robert Kneschke - Fotolia.com

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Organspende , Transplantation

Weitere Nachrichten zum Thema Widerspruchslösung

Wer nicht ausdrücklich Nein sagt, ist Organspender: Hilft die Widerspruchslösung, damit es bald mehr Spenderorgane gibt? Und ist das moralisch in Ordnung? Bei „hart aber fair“ am Montagabend wurde ziemlich sachlich über den neuen Gesetzesvorschlag von Jens Spahn diskutiert.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin