Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Organspende-Skandal: Verdacht auf fahrlässige Tötung

Dienstag, 31. Juli 2012 – Autor: Anne Volkmann
Im Organspende-Skandal am Universitätsklinikum Göttingen sind die Ermittlungen ausgeweitet worden. Mittlerweile wird gegen zwei Ärzte wegen fahrlässiger Tötung ermittelt.
Organspende-Skandal: Verdacht auf fahrlässige Tötung

Organspende-Skandal in Göttingen

Nachdem bekannt geworden war, dass ein Oberarzt am Universitätsklinikum Göttingen Krankenakten manipuliert haben soll, um ausgewählten Patienten zu einer Spenderleber zu verhelfen, hat sich mittlerweile der Verdacht erhärtet, dass noch ein weiterer Arzt an den Manipulationen beteiligt war. Gegen den Mann wurden ebenfalls Ermittlungen eingeleitet. Vom Dienst ist er vorläufig freigestellt worden. Bisher wurde gegen beide Ärzte wegen Bestechlichkeit ermittelt. Nun sieht die Braunschweiger Staatsanwaltschaft auch den Verdacht auf fahrlässige Tötung in 23 Fällen gegeben.

Da durch die Manipulationen von Labordaten bestimmte Patienten auf der Warteliste von Eurotransplant weiter nach vorne gerückt sind, ist es möglich, dass andere Erkrankte nicht rechtzeitig eine Spenderleber erhalten haben und daher verstorben sind. Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, würde es sich nicht nur um einen Verstoss gegen das Transplantationsgesetz und gegebenenfalls Bestechlichkeit handeln, sondern auch um fahrlässige Tötung. Die Motive der beiden Ärzte sind nach wie vor unklar. Es konnte auch noch nicht nachgewiesen werden, dass Geld als Gegenleistung an die Mediziner geflossen ist.

Konsequenzen des Organspende-Skandals gefordert

Die Staatsanwaltschaft rechnet nicht damit, bei ihren Ermittlungen zu schnellen Ergebnissen zu kommen. Unterdessen fordern Politiker, Ärzte und Patientenvertreter Konsequenzen aus dem Organspende-Skandal. Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Dr. Frank Ulrich Montgomery, erklärte gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS), es müsse geklärt werden, ob die Selbstkontrolle in den Kliniken ausreichend funktioniere. Zudem sieht er als Folge des Skandals einen "schweren Vertrauensverlust" für die Praxis der Organspende. Dieses Vertrauen werde nur schwer wieder herzustellen sein.

Mittlerweile wurden die Kontrollen der Abläufe des Organspendesystems am Universitätsklinikum Göttingen verschärft. So gilt nun das "Vier-Augen-Prinzip" für die Labordaten, die zu Eurotransplant geschickt werden. Bekannt geworden sind die Vorgänge, nachdem ein anonymer Anrufer Hinweise auf Unregelmässigkeiten gegeben hatte. Durch die nachfolgenden Untersuchungen ergab sich, dass durch Manipulationen von Untersuchungsergebnissen der Zustand bestimmter Patienten als schwerwiegender dargestellt wurde als er war. Zudem soll es im Fall des Oberarztes auch schon an einer Klinik, an der er früher gearbeitet hat, zu Unregelmässigkeiten gekommen sein.

Foto: WoGi/fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Organe , Organspendeskandal

Weitere Nachrichten zum Thema Organspende

22.10.2019

Jedes Jahr sterben in Deutschland Tausende Menschen, nachdem sie vergeblich auf ein Spenderorgan gewartet haben. Experten monieren, dass Deutschland bei den Spenderzahlen im Vergleich mit den anderen Ländern des Eurotransplant-Verbundes das Schlusslicht bildet.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin