Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Organspende: Die Bereitschaft ist da

Freitag, 7. Oktober 2016 – Autor:
Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung wären 70 Prozent der Deutschen bereit, nach ihrem Tod Organe und Gewebe zu spenden. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft jedoch eine gewaltige Lücke.
Transplantationsmedizin in der Krise – trotz hoher Spendenbereitschaft

Transplantationsmedizin in der Krise – trotz hoher Spendenbereitschaft

Zum Europäischen Tag für Organspende und Transplantation am 10. Oktober weisen Gesundheitsorganisationen auf den anhaltenden Organmangel hin: Laut Jahresbericht der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) standen im vergangenen Jahr 10.238 Patienten nur 3.777 Organe gegenüber. Darunter waren 691 Organe von Lebendspendern. Dem Bericht zufolge starben 910 Patienten auf der Warteliste. Fast ebenso viele Patienten mussten von der Warteliste genommen werden, weil ihr Allgemeinzustand nach langer Wartezeit nicht mehr gut genug ist, um eine Transplantation erfolgreich zu überstehen. „In 2015 kam auf zwei erfolgreiche Transplantationen eine Abmeldung von der Warteliste, weil nicht rechtzeitig geholfen werden konnte“, sagt Prof. Bernhard Banas, Präsident der Deutschen Transplantationsgesellschaft (DTG).

Organspendetief hält an

Auf der 25. DGT-Jahrestagung warnte Banas vor einem anhaltenden Organspendetief. „Zwar wurde schon sehr viel gemacht, aber wir haben nach wie vor dringenden Diskussions- und Handlungsbedarf. Im internationalen Vergleich sind unsere Patienten auf den Wartelisten zur Organtransplantation im Nachteil“, sagte er.

Dabei ist die Bereitschaft zur Organspende in der Bevölkerung durchaus da. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung wären 70 Prozent der Deutschen bereit, nach ihrem Tod Organe und Gewebe zu spenden. Doch nur wenige halten ihre Entscheidung schriftlich fest oder teilen sie nahestehenden Menschen mit. . „Nur wer sich selbst entscheidet, schafft Klarheit und erspart seinen Angehörigen unter Umständen eine große Belastung“, betont Andrea Baer vom Serviceteam der KKH Kaufmännische Krankenkasse in Halle mit Blick auf den Organspendeausweis. Zurzeit sind die gesetzlichen Krankenkassen und privaten Versicherungsunternehmen verpflichtet, ihren Versicherten alle zwei Jahre Informationen zur Organspende und Organspendeausweise zu übersenden.

DGT beklagt strukturelle Mängel

Die DGT bemängelt, dass es bislang keine fundierte Untersuchung gibt, die der Frage nachgeht, warum es in Deutschland trotz hoher Bereitschaft der Bevölkerung so wenig realisierte Organspenden gibt. „Wenn es ein gesellschaftlicher Konsens wäre, die Organspende zu stärken, sollten alle strukturellen Mängel behoben werden“, erklärte Banas.

Er vermutet, dass hinter dem Organmangel strukturelle Defizite und systemische Fehlanreize stecken. Gerade für kleine Krankenhäuser sei eine Organentnahme oft ein Problem, weil andere Operationen verschoben werden müssten oder ausfielen. „Viele Kliniken können sich den Eingriff angesichts enger Budgets und des hohen Kostendrucks im Gesundheitswesen schlichtweg nicht leisten“, sagte der DGT-Präsident. „Es ist wenig verständlich, wenn Gesellschaft und Politik um mehr Organspende bitten, aber die Krankenhäuser hier nicht ausreichend unterstützen.“

Foto: horizont21/fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Organspende , Transplantation

Weitere Nachrichten zum Thema Organspende

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Wie gewinnt man das Vertrauen der Bevölkerung in die Organspende zurück? Der Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) Dr. Rainer Hess plädiert für ein Transplantationsregister.
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin