Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Organische Ursache für Depressionen und Ängste gefunden

Donnerstag, 17. Mai 2018 – Autor:
Millionen Menschen in Deutschland leiden an Depressionen und Angststörungen. Eine Studie legt nun nahe, dass sich Ärzte auch das Blutbild genau anschauen sollten. Denn in gar nicht so wenigen Fällen steckt eine organische Ursache dahinter: eine Schilddrüsenunterfunktion.
organische Ursache, Depressionen

Wenn reden allein nicht hilft: Organische Ursachen für Depressionen lassen sich oft in der Schilddrüse finden

Depressionen und Ängste können viele Ursachen haben. Meist werden Patienten zum Psychologen geschickt und/oder mit Antidepressiva behandelt. Oft mit Erfolg – manchmal wollen diese Maßnahmen aber nicht greifen. Dass es gute Gründe gibt, in jedem Fall auch das Blutbild genauer zu untersuchen, legt nun eine große Meta-Studie mit mehr als 35.000 Patienten nahe. Danach gehen 40 Prozent aller Depressionen und 30 Prozent aller Angsterkrankungen auf eine Fehlfunktion der Schilddrüse – einer Autoimmunthyreoiditis bzw. Hashimoto-Thyreoiditis zurück. Die Wahrscheinlichkeit für eine organische Ursache ist also deutlich größer als bislang vermutet.

Schilddrüsenerkranke haben signifikant häufiger Depressionen und Angststörungen

„Die sorgfältige und aufwändige Arbeit der deutschen Psychiater zeigt auf, dass bei zur Unterfunktion neigenden Schilddrüsenerkrankungen Depressionen und Angststörungen signifikant gehäuft vorkommen“, kommentiert Prof. Helmut Schatz von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie die Ergebnisse, die im Fachmagazin JAMA Psychiatry erschienen sind.

Für die Meta-Studie werteten Wissenschaftler aus Nürnberg, Erlangen, Bonn und Bamberg mehrere Datenbanken mit Studien der letzten drei Jahrzehnte aus, die Daten von mehr als 35.000 Patienten mit einer Autoimmunthyreoiditis und Angaben zu psychiatrischen Diagnosen enthielten. Sie fanden, dass bei den Schilddrüsenkranken im Vergleich zu gesunden Kontrollen signifikante Assoziationen der endokrinologischen Erkrankungen mit den psychiatrischen Störungen bestanden.

Depression kann auch Folge von Schilddrüsen-OP sein

Endokrinologie Helmut Schatz vermutet indes, dass die auffällig hohe Zahl depressiver Erkrankungen nicht allein auf die Schilddrüsenunterfunktion zurückgeführt werden kann, sondern auch auf deren Behandlung. Vielerorts werde immer noch zu viel an der Schilddrüse operiert, kritisert er. Durch die Operation könnten viele permanente Hypothyreosen auftreten. „Leider ist auch die Rate von Epithelkörperchenentfernungen und Recurrensparesen keineswegs unerheblich“, meint Schatz. Diese Patienten können allein schon durch diese unerwünschten Operationsfolgen psychisch leiden.

Wenn sich das Immunsystem gegen die Schilddrüse richtet

Bei Autoimmunerkrankungen greift das körpereigene Immunsystem Gewebe und Organe an. Auch die Schilddrüse kann betroffen sein. In den USA leiden zwischen 4 und 13 Prozent der Bevölkerung an einer so genannten Hashimoto-Thyreoiditis (autoimmun Thyroiditis - AIT). Die Schilddrüse ist dann chronisch entzündet und produziert zu wenig Hormone. Das hat weitreichende Folgen für den Stoffwechsel und das Wohlbefinden der Patienten. Auch bei anderen Autoimmunerkrankungen wie etwa MS besteht ein erhöhtes Risiko für Depressionen.

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Depression , Schilddrüse

Weitere Nachrichten zum Thema Schilddrüse und Depressionen

24.04.2016, aktualisiert: 23.01.2020

Allerweltsymptome wie Müdigkeit, Gewichtszunahme oder Verstopfung können Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion sein. Auch Kinder können daran leiden. Der Mangel an Schilddrüsenhormonen kann zu bleibenden Schäden am Herzen oder zu Halluzinationen führen und gehört deshalb unbedingt behandelt.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin