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Orangensaft senkt Harnsäure-Spiegel

Dienstag, 3. Juli 2018 – Autor:
Fruchtsäfte gelten bei vielen Ernährungswissenschaftlern wegen ihres hohen Zuckergehaltes als ungesund. Orangensaft wurde nun rehabilitiert: Er senkt den Harnsäure-Spiegel und damit das Gicht-Risiko.
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Ernährungsmediziner empfehlen ein Glas Orangensaft am Tag - er wirkt sich günstig auf den Harnsäurespiegel aus – Foto: ©M.studio - stock.adobe.com

Mehr Gicht und Übergewicht - seit einigen Jahren stehen zuckerhaltige Getränke als Mitverursacher dieser Probleme in den Industrienationen am Pranger. Betroffen sind nicht nur gezuckerte Limonaden, sondern auch Fruchtsäfte. Bei einigen Ernährungswissenschaftlern gelten diese als ebenso ungesund wie Cola-Getränke.

Das ist nicht gerechtfertigt, haben nun Wissenschaftler der Universitäten Kiel und Hohenheim in zwei Studien herausgefunden. Der regelmäßige Genuss von Orangensaft könne den Harnsäure-Spiegel somit das Gicht-Risiko sogar senken. Zu den Mahlzeiten genossen, konnten die Forscher auch keine Gewichtszunahme durch den Fruchtsaft beobachten.

Orangensaft mit koffeinfreier Cola verglichen

Prof. Reinhold Carle (Hohenheim) und Prof. Anja Bosy-Westphal (Kiel) untersuchten dafür 26 junge, gesunde Probanden, die 20 Prozent ihres täglichen Energiebedarfs über zwei Wochen entweder mit koffeinfreier Cola oder mit Orangensaft deckten.

"Bei dem Saft waren das bei den meisten Probanden rund 1,2 Liter, bei Cola etwa ein Liter täglich", erklärt Prof. Carle in einer Pressemitteilung. Im Rahmen dieser Cross-over-Studie gab es für die Teilnehmer nach den ersten 14 Tagen eine Auswaschungsphase von einer Woche, dann stiegen die Orangensaft-Trinker auf Cola um und umgekehrt.

Orangensaft senkt Harnsäure-Spiegel

"Auch bei diesem sehr hohen Konsum führte Orangensaft im Unterschied zu Cola zu keiner Beeinträchtigung des Glukosestoffwechsels, und der Harnsäurespiegel wurde sogar signifikant gesenkt," erläutert Ernährungsmedizinerin Prof. Bosy-Westphal. Die Reduktion des Harnsäurespiegels war bei höheren Ausgangsspiegeln am deutlichsten. "Für den Harnsäure-senkenden Effekt des Orangensaftes kommt sowohl die Vitamin C-Aufnahme durch den Saft als auch dessen Gehalt an Flavonoiden, insbesondere Hesperidin, in Betracht", so die Expertin.

Vitamin C fördere die Ausscheidung von Harnsäure, weshalb der regelmäßige Verzehr von Orangensaft zur Prävention erhöhter Harnsäurespiegel (Hyperurikämie) beitragen könne. Auch für Hesperidin sei dieser Effekt bereits gezeigt worden - im Tierversuch. "Wenn die Auskristallisation der Harnsäure in Gelenken und Geweben gehemmt ist, kann das wiederum der Entstehung von Gicht vorbeugen", schlussfolgert Bosy-Westphal.

Saft zu den Mahlzeiten ohne Gewichtszunahme

Bei einer zweiten Studie deckten die Probanden ebenfalls 20 Prozent ihres täglichen Energiebedarfs über Orangensaft. Doch diesmal konsumierten sie zunächst zwei Wochen lang dreimal täglich 400 ml Orangensaft zu den drei Mahlzeiten, das andere Mal tranken sie den Saft zwischen den Mahlzeiten.

"Wir konnten zeigen, dass auch dieser sehr hohe Konsum keine negativen Auswirkungen auf das Körpergewicht hatte - wenn der Saft nicht zwischendurch, sondern zum Frühstück, Mittag- und Abendessen getrunken wurde", berichtet Prof. Bosy-Westphal. "Zum Essen getrunken verringert der Saft die spontane Energieaufnahme mit der Mahlzeit entsprechend und passt sie an." Bei einem Konsum zwischen den Mahlzeiten konnten die Wissenschaftler dagegen einen leichten Anstieg des Körperfetts verzeichnen.

Kalium, Folsäure, Vitamin C und bioaktive Stoffe

Literweise Fruchtsäfte gegen den Durst würden daher auch die beiden Wissenschaftler nicht empfehlen, doch das sei ohnehin keine gängige Praxis: "Der jährliche Pro-Kopf-Konsum an Orangensaft liegt in Deutschland bei rund 7,5 Litern", erklärt Prof. Carle. "Dagegen werden etwa 75 Liter Limonaden getrunken. Im Unterschied zu zuckergesüßten Erfrischungsgetränken, die Jugendliche und insbesondere junge Männer täglich in Mengen bis zu einem halben Liter zu sich nehmen, dienen Fruchtsäfte im Wesentlichen nicht als Durstlöscher zwischendurch."

Fruchtsaft, so die Schlussfolgerung, könne daher in der üblichen Verzehrmenge nicht nur bedenkenlos konsumiert, sondern als wertvolle Ergänzung zu einer Mahlzeit betrachtet werden. "Orangensaft ist eine wertvolle Quelle für Kalium, Folsäure und Vitamin C. Er enthält bioaktive Stoffe wie Carotinoide und Polyphenole mit guter Bioverfügbarkeit", betont Prof. Carle. "Ein Glas Fruchtsaft zum Beispiel zum Frühstück kann eine der von der DGE empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag ersetzen."

Inhaltsstoffe der Orange als Saft besser verfügbar

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, täglich 250 g Obst zu verzehren - eine Menge, die rund 43 Prozent der Deutschen unterschreiten. Nähme man den Fruchtsaftverzehr von den DGE-Empfehlungen aus, lägen sogar 59 Prozent unter den empfohlenen Werten. "Das wäre nicht sinnvoll", meint Prof. Carle.

Schon 2015 konnte eine Studie der Universität Hohenheim zeigen, dass der menschliche Körper die wertvollen Inhaltsstoffe der Orange viel besser aus dem Orangensaft aufnimmt als aus der Frucht. Die beiden aktuellen Studien erschienen in den Fachmagazinen Clinical Nutrition und Nutrition and Diabetes.

Foto: M.Studio/fotolia.com

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