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Online-Therapien sollen schneller zum Einsatz kommen

Freitag, 29. September 2017 – Autor: anvo
Internetbasierte Gesundheitsprogramme, die beispielsweise Patienten mit Depressionen helfen, sollen schneller zum Einsatz kommen. Das ist das Ziel des Forschungsprojekts „ImpleMentAll“. Bisher kommen nur 14 Prozent aller Innovationen im Gesundheitsbereich beim Patienten an.
Internettherapie bei Depressionen

Internetbasierte Therapien sind bei psychischen Erkrankungen nachweislich wirksam – Foto: ©weedezign - stock.adobe.com

Bis Patienten einen Psychotherapieplatz erhalten, dauert es oft lange. Dann können internetbasierte Programme dazu beitragen, die Wartezeit zu überbrücken und Depressionspatienten schnelle Hilfe bieten. Dass diese Programme wirksam sind, haben bereits viele Studien gezeigt. Allerdings ist es wichtig, dass sie bestimmten Qualitätsrichtlinien entsprechen. Experten monieren jedoch, dass viele Gesundheitsprogramme, die entwickelt werden, erst spät oder gar nicht zum Einsatz kommen. Nun hat die European Alliance Against Depression e.V. (EAAD) gemeinsam mit der Stiftung Deutsche Depressionshilfe das ImpleMentAll-Forschungsprojekt gestartet, um internetbasierte Gesundheitsprogramme, beispielsweise bei Depressionen, schneller in die Praxis zu bringen.

Versorgungsengpässe bei psychischen Erkrankungen

Schätzungen zufolge kommen nur 14 Prozent aller neuen Entwicklungen im Gesundheitsbereich in der Routineversorgung an – und das im Schnitt erst nach 17 Jahren. Gerade im Bereich der psychischen Gesundheit, in dem aufgrund der angespannten Versorgungslage großer Bedarf für gute und schnell verfügbare Angebote besteht, bietet sich daher ein großer Spielraum für Verbesserungen.

„Depressionen und andere psychische Erkrankungen werden inzwischen zum Glück häufiger erkannt als früher, und immer mehr Menschen suchen sich Hilfe“, erklärt Professor Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. „Die Zahl der Fachärzte und Psychotherapeuten wurde jedoch nicht an die veränderten Patientenströme angepasst, sodass sich zunehmende Versorgungsengpässe mit langen Wartezeiten ergeben. Deshalb ist die Stärkung der digitalen Selbsthilfe deutschlandweit und auch international eine wichtige Ergänzung im Versorgungsangebot“, so der Experte.

Hemmfaktoren für innovative Programme abbauen

„ImpleMentAll“ will Hemm- und Förderfaktoren für die Umsetzung (=Implementierung) von internetbasierten Gesundheitsprogrammen auf gesetzlicher, organisatorischer und politischer Ebene identifizieren. Die Ergebnisse sollen in Zukunft als wirksam erwiesene Angebote und Interventionen schneller bei den Betroffenen und Patienten ankommen. Bis 2020 soll eine Art „Werkzeugkiste“ entstehen, die frei zugänglich ist und von verschiedenen Organisationen genutzt werden kann, um neue Angebote erfolgreich in die Breite zu bringen.

An dem Forschungsvorhaben sind Organisationen in zehn Ländern beteiligt, die sich für Online-Programme als Unterstützung bei psychischen Erkrankungen einsetzen. In Deutschland nimmt die Stiftung Deutsche Depressionshilfe im Rahmen von „ImpleMentAll“ die Verbreitung des iFightDepression®-Tools (iFD) unter die Lupe. iFightDepression® ist ein internetbasiertes Selbstmanagement-Programm. Das Programm hilft Betroffenen mit leichteren Depressionsformen ihre Erkrankung besser zu verstehen und zeigt Übungen für den Alltag, um Gedanken oder Verhaltensweisen zu verändern. So lernen sie zum Beispiel den Schlaf zu regulieren, negative Gedankenkreise zu durchbrechen oder positive Aktivitäten zu planen.

Foto: © weedezign - Fotolia.com

Hauptkategorien: Medizin , Gesundheitspolitik
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