Online-Hilfe für depressive Herzpatienten
Sie greifen sofort ein, wenn der Patient einen Herzstillstand erleidet. Implantierbare Cardioverter-Defibrillatoren (ICD) haben lebensrettende Wirkung. Dennoch leiden bis zu 50 Prozent der Patienten nach der ICD-Implantation an Depressionen und Ängsten. Vorübergehende Abhilfe kann offenbar ein im Internet angebotener "Depressionshelfer" schaffen. Das zeigt eine Studie des Klinikums Links der Weser, Bremen, die auf der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) im Oktober präsentiert wurde. Die Bremer Wissenschaftler hatten in ihrer Studie ICD-Patienten für zwölf Wochen das therapeutische online-Unterstützungsprogramm "Novego-Depressionshelfer" zur Verfügung gestellt. Das online-Portal bietet den Betroffenen psychokardiologische Unterstützung, insbesondere zur Überbrückung der Wartezeit auf einen Therapieplatz. Ausserdem können die Nutzer anonym bleiben.
"ICD-Patienten hatten nach Absolvierung des Programms deutlich weniger Ängste und depressive Symptome als ICD-Patienten ohne eine solche Online-Unterstützung", erklärt Studienautorin Dr. Despina Muth-Seidel. Die Online-Patienten hätten ihre Lebensweise stärker verändert, handelten aktiver gegen ihre Ängste und entwickelten eine hohe Akzeptanz des Defibrillators als lebensrettendes technisches Instrument.
Nach online-Schulung höhere Akzeptanz des Herzimplantats
Zu den Inhalten des therapeutischen Programms gehören unter anderem ärztlicher Rat von Kardiologen und Elektrophysiologen, Wissen über Herzerkrankungen, Ängste und Depression, sowie Übungen und Alltagstipps. "Eine psychokardiologische Unterstützung ist auch in Internet-basierten therapeutischen Programmen möglich und kann eine effektive Unterstützung des Elektrophysiologen und Kardiologen bei der Nachbetreuung der Patienten bieten", so die Schlussfolgerung der Studien-Autoren. "Die Vermeidung einer Aggravation von Ängsten und die Verbesserung der Lebensqualität sind erfolgversprechend."
In Deutschland sind derartige Internetportale zur psychotherapeutischen Unterstützung neu, meist gibt es sie in Form von wissenschaftlichen Studien an Universitäten. Der "Novego-Depressionshelfer" wurde von Kardiologien und Psychotherapeuten des Klinikum Links der Weser, Bremen, in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Novego entwickelt. Laut Dr. Muth-Seidel ist in die Entwicklung des Programms die sechsjährige Erfahrung mit Patienten der psychokardiologischen Sprechstunde eingeflossen.
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