Online-Glücksspiele: Erhöhtes Suchtpotenzial

Glückspiel: Der Übergang vom harmlosen Zeitvertreib zur Suchterkrankung ist fließend. – Foto: AdobeStock/Maksym Yemelyanov
Für die meisten Menschen sind Glücksspiele eine kleine Abwechslung, spannend und mit Spaß verbunden. Die Aussicht auf einen kleinen Geldgewinn auf die Schnelle und nebenbei ist schließlich verlockend. Glücksspiele sind aber auch mit Suchtrisiken verbunden – und Online-Glücksspiele ganz besonders. Darauf weist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) anlässlich des bundesweiten „Aktionstags Glücksspielsucht“ am 29. September hin.
Eine Glücksspielsucht entwickelt sich meist schleichend
Mehr noch als im konventionellen Glücksspiel in Casinos liegt im Online-Glücksspiel das Risiko verborgen, über die Lust daran die Kontrolle zu verlieren. „Online-Glücksspiele haben erhöhtes Suchtpotenzial, weil sie fast immer und überall verfügbar sind und zu jeder Tages- und Nachtzeit am Smartphone, Tablet oder PC gespielt werden können“, sagt Michaela Goecke, Leiterin des Referats für Suchtprävention der BZgA. „Durch die Anonymität im Netz und die virtuellen Geldeinsätze können sich Verluste schnell unkontrolliert erhöhen und in eine Schuldenfalle führen.“ Eine Glücksspielsucht entwickle sich meist schleichend und von Betroffenen fast unbemerkt. Deshalb sei es wichtig, für die Suchtrisiken von Glücksspielen zu sensibilisieren und so eine Glücksspielsucht rechtzeitig zu vermeiden.
Fast eine halbe Million Spielsüchtige in Deutschland
Studiendaten der Bundeszentrale beziffern die Zahl der Deutschen, die von einem problematischen Glücksspielverhalten oder einer Glücksspielsucht betroffen sind, mit rund 430.000. Aber wie lässt sich erkennen, ob das Spiel noch lust- und nicht schon suchtgesteuert ist?
Anzeichen für Glücksspielsucht:
Erste Anzeichen für ein problematisches Glücksspielverhalten können laut BZgA folgende sein:
- Es wird sehr viel gespielt und das Spielverhalten kann nicht mehr kontrolliert werden.
- Die Gedanken kreisen fast nur noch ums Spielen.
- Es wird mehr Geld verspielt, als fürs Spielen zur Verfügung steht.
- Das Spielen wird vor anderen verheimlicht.
- Es kommt zu Streitigkeiten wegen des Spielens.
Glücksspiel-Fallen: Vier Gründe für das Suchtpotenzial
- Der Sog von schnellen Spielabfolgen
Beispiel: Roulette. In ganz kurzen Abständen rollte die Kugel immer wieder. Schon bloß zum spielerischen Überlegen bleibt wenig Zeit. In diesem Rausch bleibt erst recht keine, um das eigene Spielverhalten zu reflektieren. - „Fast-Gewinne“ verleiten zum Weiterspielen
Der Gewinn in greifbarer Nähe, aber dann doch knapp vorbeigeschrammt: Das lädt ein zur Wiederholung. Beispiele: Wenn die Walzen am Spielautomaten fast eine Serie gewesen wären. Oder wenn das Pferderennen fast so ausgegangen wäre wie getippt. - Die Illusion, den Spielverlauf steuern zu können
Dieses Gefühl gewinnt man zum Beispiel durch Stopp-Tasten an Automaten oder durch Selbstüberschätzung beim Pokern. Dabei haben Gewinne nichts mit Können zu tun und sind nicht beeinflussbar – sondern nur Zufall. - Spielen mit Jetons oder virtuellen Credits statt mit realem Geld
Das Problem: Man setzt gerne mehr und merkt gar nicht, wie viel Geld man wirklich verliert.
(Quelle: BZgA)
Bin ich spielsüchtig? Der Selbsttest
- Ich setze beim Glücksspiel mehr Geld ein, als ich mir leisten kann. (Ja/Nein)
- Ich habe versucht, weniger zu spielen, aber es hat nicht geklappt. (Ja/Nein)
- Wenn ich nicht spielen kann, bin ich unruhig und gereizt. (Ja/Nein)
- Andere haben mich schon kritisiert, weil ich so viel spiele. (Ja/Nein)
- Ich fühle mich schuldig, weil ich mit dem Spielen nicht aufhören kann und viel Geld verliere.(Ja/Nein)
- Ich spiele weiter, um mir verlorenes Geld zurückzuholen. (Ja/Nein)
- Ich habe mir bei anderen Geld geliehen, damit ich weiterspielen kann. (Ja/Nein)
- Ich habe etwas Verbotenes getan, um Geld für Glücksspiele zu bekommen. (Ja/Nein)
- Ich habe andere um Geld gebeten, um meine Spielschulden zu bezahlen. (Ja/Nein)
(Quelle: BZgA)
Jedes einzelne „Ja“ ist laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung „ein Anzeichen für problematisches Glücksspielverhalten. „Je mehr Kreuze Sie bei ‚Ja‘ gesetzt haben, desto problematischer ist Ihr Verhältnis zum Glücksspiel“, heißt es zur Interpretation des Testergebnisses bei der BZgA.
Wo sich Spielsüchtige und Angehörige Hilfe holen können
Für Spielsucht muss man sich nicht schämen. Pathologisches Glücksspiel ist als Abhängigkeitserkrankung anerkannt. Für Glücksspielsüchtige existieren ambulante Therapieangebote; in besonders schweren Fällen können sich Betroffene in einer Fachklinik behandeln lassen.
BZgA: Das Hilfeportal bei Glücksspielsucht
Damit es nicht so weit kommt, hat die Bundeszentrale für Süchtige, Suchtgefährdete und deren nahes persönliches Umfeld ein Hilfeportal mit Informations- und Beratungsangeboten eingerichtet. Die Seite www.check-dein-spiel.de unterstützt Ratsuchende mit
- Empfehlungen zum Umgang mit Glücksspielen
- einem ausführlichen Online-Selbsttest zur Überprüfung des eigenen Spielverhaltens
- einem individuellen Online-Verhaltensänderungsprogramm namens „Check Out“. Es dient dazu, das eigene Spielverhalten kritisch zu reflektieren und es mit Hilfe eines Experten oder einer Expertin zu verändern.
- einem Wegweiser zu Spieler-, Schuldner- und Suchtberatungsstellen in der Nähe, die kostenlos, persönlich und auf Wunsch auch anonym beraten, außerdem zu Selbsthilfegruppen
- mit einem Formular, in dem Betroffene eine Selbstsperre beantragen können – und Angehörige eine Fremdsperre. An das deutschlandweite Sperrsystem „Oasis“) sind alle Lotteriegesellschaften, Spielbanken, Betreiber von Spielautomaten sowie staatlich konzessionierte Wettbüros und Anbieter von Online-Glücksspielen angeschlossen.
Beratungs-Hotline der BZgA: 0800 1372700
Kostenlose, anonyme Beratung zu folgenden Zeiten:
Montag bis Donnerstag (10 bis 22 Uhr)
Freitag, Samstag, Sonntag (10 bis 18 Uhr)