Omalizumab wirksam bei induzierter Nesselsucht
Erst vor wenigen Jahren entdeckten Wissenschaftler, dass Omalizumab, ein Medikament, das zur Behandlung schwerer Anfälle von Asthma bronchiale entwickelt wurde, auch die Symptome einer chronischen Nesselsucht lindern kann. Das gilt auch für zwei andere Formen der Nesselsucht, die sogenannte Kälteurtikaria und die Urticaria factitia, wie Forscher der Charité in Berlin nun feststgestellt haben. Bei diesen Formen der Nesselsucht rufen bestimmte physikalische Reize wie Kälte oder Reibung stark juckende Quaddeln auf der Haut hervor; daher spricht man hier auch von der „induzierten Nesselsucht“.
Lebensqualität der Betroffenen meist eingeschränkt
Für Betroffene der induzierten Nesselsucht werden ganz allägliche Situationen schon zum Problem oder sogar unmöglich, wie die Autoren der aktuellen Studie erläutern. So kann beispielsweise ein Patient mit einer Kälteurtikaria nicht in der Ostsee baden, ohne Gefahr zu laufen, einen allergischen Schock zu erleiden, und keine Gegenstände in der Hand halten, die kühler sind als die Raumtemperatur. Bei Patienten mit einer schweren Urticaria factitia führt bereits die leichte Reibung der Haut durch enge Kleidung oder Körperkontakt zu quälendem Juckreiz. Dadurch sind die Betroffenen in ihrer Lebensqualität oft stark eingeschränkt; sie müssen ihr Sozialleben und ihre Berufswahl der Erkrankung anpassen. Eine wirksame Therapie würde daher für die Patienten eine große Erleichterung bedeuten.
Da sich der Wirkstoff Omalizumab bereits in der Behandlung der chronischen Nesselsucht als wirksam erwiesen hatte, wollten die Wissenschaftler der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Charité dies nun auch für die induzierte Nesselsucht nachweisen. Dafür behandelten sie in zwei multizentrischen, randomisierten und Placebo-kontrollierten Studien 61 Patienten mit Urticaria factitia und 31 Patienten mit Kälteurtikaria über einen Zeitraum von drei Monaten mit dem monoklonalen Antikörper.
Omalizumab verbesserte die Symptome deutlich
Wie sich zeigte, konnte Omalizumab bei beiden Krankheitsbildern zu einer deutlichen Verbesserung der Beschwerden führen. Knapp die Hälfte der Patienten mit Kälteurtikaria und Urticaria factitia waren nach der Behandlung sogar vollständig vor dem Auftreten der Beschwerden geschützt – auch nach Kontakt mit den entsprechenden Reizen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass schwerbetroffene Patienten, die unter einer induzierbaren Urtikaria leiden, von einer Therapie mit Omalizumab profitieren können“, kommentierte Studienleiter Professor Martin Metz die Resultate.
Bislang ist der Wirkstoff allerdings nur für die klassische Nesselsucht, die chronische spontane Urtikaria zugelassen. „Durch den Nachweis der Wirksamkeit im Rahmen unserer Studien ist jedoch zu hoffen, dass auch Patienten, die unter Kälteurtikaria und Urticaria factitia leiden, künftig eine Therapie mit dem Medikament erhalten können“, so Metz.
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