Offener Umgang mit Depressionen gefordert

Anlässlich des Weltgesundheitstages 2017 fordern Experten eine Entstigmatisierung von Depressionen – Foto: ©Alessio Laconi - stock.adobe.com
Mehr als 320 Millionen Menschen weltweit leiden an einer Depression. In Deutschland erkranken jedes Jahr schätzungsweise rund acht Prozent der Bevölkerung daran. Die Krankheit tritt in jedem Lebensalter auf, unabhängig von Geschlecht und sozialem Status. Wird sie nicht rechtzeitig erkannt und konsequent behandelt, kann sie chronisch werden; dann ist sie nur noch schwer behandelbar. Nicht selten führen schwere Depressionen sogar zum Suizid. Um die Öffentlichkeit besser über Depressionen aufzuklären, widmet sich der diesjährige Weltgesundheitstag, der am 7. April stattfindet, diesem Thema und macht unter anderem darauf aufmerksam, dass sich Depressionen in den meisten Fällen gut behandeln lassen.
Viele Menschen verschweigen ihre Depressionen
Auch die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) nimmt den Gedenktag zum Anlass, das öffentliche Bewusstsein für das Thema Depressionen zu stärken. Sie betont, dass immer noch viele Betroffene ihre Erkrankung aus Angst vor Stigmatisierung verheimlichen. Auch wenn Depressionen in der Bevölkerung heute kein generelles Tabu mehr seien, falle der Umgang damit immer noch schwer.
Besonders in der Arbeitswelt gelten Depressionen immer noch als Schwäche. Dass der Weltgesundheitstag in diesem Jahr im Zeichen der Depression stehe, sei daher ein wichtiges Signal, so DGPPN-Präsident Professor Arno Deister. "Die Krankheit muss auch in Deutschland noch viel stärker ins Bewusstsein von Gesellschaft, Politik und Gesundheitswesen rücken“, betont der Experte.
Versorgungssituation muss verbessert werden
„Insbesondere die aktuelle Versorgungslage bereitet uns Sorgen“, erklärt Deister weiter. Nach Angaben der DGPPN werden 18 Prozent der Menschen mit schweren Depressionen in Deutschland gar nicht behandelt, und nur 26 Prozent der Patienten erhalten eine Behandlung, die den wissenschaftlichen Leitlinien entspricht. Die mangelnde Aufklärung ist nur einer der Gründe für diese Misere. Eine weitere Ursache ist das in vielen Regionen geringe Angebot an Psychotherapeuten und psychiatrischen und psychosomatischen Fachärzten. Viele Patienten müssen monatelang auf einen Therapieplatz warten. Die DGPPN fordert daher auch ein stärkeres politisches und gesellschaftliches Engagement für die Aufklärung, Prävention, Therapie und Rehabilitation von Depressionen.
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