Norovirus immer öfter als Ursache für Magen-Darm-Grippe entlarvt
Eine Magen-Darm-Grippe, in der Fachsprache als Gastroenteritis bezeichnet, kann verschiedene Ursachen haben - von Infektionen über Vergiftungen bis hin zu physikalischen Einwirkungen. In den meisten Fällen sind Bakterien oder Viren für die Erkrankung verantwortlich. Immer häufiger wird dabei der Norovirus, der vor vier Jahrzehnten entdeckt wurde, als Verursacher einer Magen-Darm-Grippe entlarvt.
Erst vor sechs Jahren hatte ein Forscherteam der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in Atlanta eine Studie veröffentlicht, nach der etwa 12 Prozent aller milden bis mittelschweren akuten Durchfallerkrankungen durch Noroviren ausgelöst werden. Jetzt hat ein anderes CDC-Team diese Zahl nach oben revidiert. Aufgrund einer Meta-Analyse von 175 Berichten kamen die Forscher um Dr. Benjamin Lopman zu dem Ergebnis, dass Noroviren für 24 Prozent aller akuten Fälle der sogenannten Magen-Darm-Grippe verantwortlich sind. Dieser Anstieg ist vermutlich nicht auf ein häufigeres Vorkommen des Norovirus zurückzuführen, sondern auf eine verbesserte Diagnostik.
Norovirus hochansteckend
Der Virus wird von infizierten Menschen mit dem Stuhl oder Erbrochenem ausgeschieden. Die Erreger können dabei leicht auf Hände, Sanitäreinrichtungen oder Kleidung geraten, wo sie noch nach Tagen die Krankheit übertragen können. Der Virus ist sehr widerstandsfähig. Unter Laborbedingungen überlebten Noroviren bis zu 60 Tage, auf einem Teppich immerhin noch zwölf Tage. Zudem halten Noroviren Temperaturen von minus 20 bis plus 60 Grad aus.
Geraten die Erreger dann über die Hände anderer Menschen in den Mund, ist eine Ansteckung sehr wahrscheinlich, denn schon wenige Viren reichen aus, um an einer Magen-Darm-Grippe zu erkranken. Noroviren können auch durch die Luft übertragen werden. Besonders beim Erbrechen können winzige virushaltige Tröpfchen entstehen, die in die Luft und von dort in den Mund anderer Menschen gelangen. Ein Mundschutz kann dies verhindern. Eine weitere Ansteckungsquelle sind verunreinigte Speisen.
Ansteckungsgefahr auch nach überstandener Krankheit
Die Inkubationszeit liegt zwischen sechs und 50 Stunden. Ein großes Problem ist, dass Menschen das Virus auch dann noch ausscheiden, wenn sie die Erkrankung überstanden haben. Noch 44 Tage nach Symptombeginn konnten Wissenschaftler den Erreger in Stuhlproben nachweisen. Es ist zwar unklar, wie ansteckend die Viren dann noch sind, dennoch sollte bis mindestens zehn Tage nach Gesundung auf eine strenge Hygiene - insbesondere im Badezimmer - geachtet werden. (Weitere Tipps, was Sie bei einer Norovirusinfektion tun können, lesen Sie in unserem Artikel: Magen-Darm-Infektion: Was tun bei Noroviren)
In Deutschland werden pro Jahr über 100.000 Fälle von Norovirus-Erkrankungen gemeldet. Für Aufsehen sorgte zuletzt im Herbst 2012 ein Ausbruch in fünf ostdeutschen Bundesländern. An 390 Kindergärten und Schulen traten fast 11.000 Fälle von Magen-Darm-Grippe durch Noroviren auf. Die Einrichtungen mussten vorübergehend geschlossen werden.
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