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Noch mehr Schlaganfall-Patienten profitieren von der Lyse-Therapie

Freitag, 18. Mai 2018 – Autor:
Patienten, die im Schlaf einen Schlaganfall erleiden und die Symptome erst am nächsten Morgen feststellen, können künftig besser behandelt werden: Auch sie eignen sich für eine Thrombolyse.
Schlaganfall, Blutgerinnsel, Gehirn, neurologische symptme, behinderung

Auch Patienten, bei denen der genaue Zeitpunkt des Schlaganfalls unbekannt ist, können künftig mit der Lyse-Therapie behandelt werden – Foto: ©highwaystarz - stock.adobe.com

Patienten, die im Schlaf einen Schlaganfall erleiden und die Symptome erst nach dem Aufwachen am nächsten Morgen feststellen, können künftig besser behandelt werden. Auch sie eignen sich für eine Thrombolyse. Das zeigt die von Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) geleitete WAKE-UP-Studie.

Bessere Heilungs-Chancen gibt es damit für rund 20 Prozent aller Patienten, bei denen der genaue Zeitpunkt des Symptombeginns unbekannt ist. Etwa weil die Symptome erst beim morgendlichen Erwachen bemerkt werden oder weil Patienten unbeobachtet einen Schlaganfall erleiden und aufgrund von Sprachstörungen keine Auskunft über den Symptombeginn geben können.

Blutgerinnsel wird mit Alteplase aufgelöst

Ursache eines Schlaganfalls ist in der Regel der Verschluss eines Blutgefäßes im Gehirn (Ischämie) durch ein Blutgerinnsel (Thrombus). In der Folge stirbt das durch das verschlossene Gefäß versorgte Hirngewebe ab. Das Blutgerinnsel kann medikamentös mit dem Wirkstoff Alteplase aufgelöst werden.

Geschieht dies rechtzeitig, können bleibende neurologische Symptome oder eine Behinderung verhindert werden. Die Wiedereröffnung des verstopften Blutgefäßes im Gehirn durch das Medikament war bisher aber nur möglich, wenn der Symptom-Beginn nicht länger als 4,5 Stunden zurücklag.

Noch mehr Schlaganfall-Patienten profitieren von der Lyse-Therapie

Den Hamburger Forschern gelang es nun erstmals, geeignete Patienten für die Thrombolyse auszuwählen, auch ohne den Zeitpunkt des Schlaganfalls zu kennen. In der Studie wurden Patienten mit akutem ischämischem Schlaganfall und unbekanntem Zeitpunkt des Symptombeginns im Alter von 18 bis 80 Jahren eingeschlossen. Die Auswahl der Patienten für die Behandlung erfolgte mittels Magnetresonanztomografie (MRT).

Verwendet wurden zwei spezielle Untersuchungssequenzen, die diffusiongewichtete Bildgebung (Diffusion Weighted Imaging, DWI) und die "Fluid-Attenuated Inversion Recovery"-Bildgebung (FLAIR). Aus früheren Untersuchungen war bekannt: Zeigt sich im DWI eine akute Schlaganfall-Schädigung, im FLAIR jedoch nicht eindeutig ("DWI-Flair-Mismatch"), dann befindet sich der Patient mit großer Sicherheit noch in einem Zeitfenster, in dem die Thrombolyse effektiv und sicher angewandt werden kann. Noch mehr Schlaganfall-Patienten profitieren damit von der Lyse-Therapie.

Mehr Patienten überstehen Schlaganfall ohne Behinderung

Behandelt wurden 503 solcher Patienten - entweder mit dem Wirkstoff Alteplase oder einem Scheinmedikament (Placebo). "Nach 90 Tagen war das klinische Ergebnis in der mit Alteplase behandelten Gruppe signifikant besser als in der Placebogruppe", erklärte Studienleiter Prof. Götz Thomalla, Erstautor der Studie und Leitender Oberarzt in der Klinik für Neurologie des UKE.

So erreichten 53,3 Prozent der mittels Thrombolyse behandelten Patienten ein sehr gutes klinisches Ergebnis, während dies nur bei 41,8 Prozent der Patienten in der Placebogruppe der Fall war. "Dies entspricht einer absoluten Zunahme von Patienten, die den Schlaganfall ohne Behinderung überstanden haben, von 11,5 Prozent", so Thomalla in einer Pressemitteilung.

Auch Gesundheitszustand und Lebensqualität verbessert

Patienten in der Alteplase-Gruppe hatten eine um 62 Prozent höhere Chance, drei Monate nach dem Schlaganfall geringere neurologische Symptome oder Behinderungen zu haben als die Patienten der Placebogruppe. Auch in der Selbsteinschätzung hinsichtlich Gesundheitszustand und Lebensqualität nach drei Monaten hatten die Patienten in der Alteplasegruppe signifikant profitiert.

Die Studie wurde an 70 Zentren in acht europäischen Ländern durchgeführt. und  zeitgleich bei der European Stroke Organisation Conference in Göteborg präsentiert und im Fachmagazin New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Foto: highwaystarz/fotolia.com

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