Nitrat im Grundwasser: Mehr oder weniger geworden?
Ist die Nitratbelastung im Grundwasser gestiegen, wie ein Artikel in der Rheinischen Post vom 8. August nahelegt? Nein, sagt das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Vermutlich sei sie, wie schon in den Vier-jahres-Zeiträumen davor, insgesamt weiter gefallen.
Der Artikel der Rheinischen Post beruft sich auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen. Demnach nahm der mittlere Nitratgehalt an den 15 am stärksten belasteten deutschen Messpunkten von 2013 bis 2017 um rund 40 Milligramm pro Liter zu. Doch diese Aussage sei durch die zugrundeliegenden Daten nicht gedeckt, begründet das RWI die Entscheidung, den Bericht zur Unstatistik des Monats zu erklären.
Messpunkte wurden verändert
Erstens seien die Messpunkte nicht die gleichen gewesen, da im Jahr 2017 verschiedene Messpunkte aus dem Jahr 2013 gegen bekannte Hochnitrat-Messstellen ausgetauscht worden seien. Betrachte man nur die Werte von den 2013er Messpunkten seien die bis 2017 im Mittel sogar gefallen. Außerdem seien in die Analyse für das Jahr 2013 Jahresdurchschnittswerte eingegangen, im Jahr 2017 aber die Höchstwerte ausgewählter Tage. Sind hier also gleich zweimal Äpfel mit Birnen verglichen worden?
„Die Meldung aus der Rheinischen Post ist statistisch gesehen der gleiche Unfug, als wollte man die Veränderung der jährlichen landesweiten Niederschlagsmenge durch einen Vergleich der 15 jeweils feuchtesten Orte ermitteln- und dann auch noch für ein Jahr basierend auf dem Durchschnitt pro Ort, das andere Jahr basierend auf dem Tagesmaximum“, betont Statistiker Prof. Walter Krämer von der TU Dortmund und Mitinitiator der Unstatitsik des Monats.
Wenn Höchstwerte als Durchschnitt verkauft werden
Gegen eine sinnvolle Messung der Nitratbelastung in Flüssen, Seen und im Grundwasser sei nichts einzuwenden, meint Krämer. Allerdings sei das dazu nötige europaweite Messnetz wissenschaftlich durchaus angreifbar. Speziell in Deutschland würden Messstellen gerne ausgetauscht beziehungsweise mit Bedacht in Hochbelastungsregionen angelegt. Dagegen wäre auch nichts einzuwenden, wäre man an der zeitlichen Entwicklung der Maxima interessiert. „Zum Betrug wird diese Vorgangsweise immer dann, wenn man das Ergebnis als landesweiten Durchschnitt verkauft. Hier zeigt sich, dass bei unveränderten Messpunkten die Belastung eher sinkt“, so der Statistikprofessor.
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