Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Nitrat im Grundwasser: Mehr oder weniger geworden?

Mittwoch, 4. September 2019 – Autor:
Die Aussage „Immer mehr Nitrat im Grundwasser“ ist zur Unstatistik des Monats August geworden. Offenbar sind Äpfel mit Birnen verglichen worden.
Böden und Grundwasser sind mit Nitrat belastet

Böden und Grundwasser sind mit Nitrat belastet. Wie hoch, ist eine Frage der Statistik

Ist die Nitratbelastung im Grundwasser gestiegen, wie ein Artikel in der Rheinischen Post vom 8. August nahelegt? Nein, sagt das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Vermutlich sei sie, wie schon in den Vier-jahres-Zeiträumen davor, insgesamt weiter gefallen.

Der Artikel der Rheinischen Post beruft sich auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen. Demnach nahm der mittlere Nitratgehalt an den 15 am stärksten belasteten deutschen Messpunkten von 2013 bis 2017 um rund 40 Milligramm pro Liter zu. Doch diese Aussage sei durch die zugrundeliegenden Daten nicht gedeckt, begründet das RWI die Entscheidung, den Bericht zur Unstatistik des Monats zu erklären.

Messpunkte wurden verändert

Erstens seien die Messpunkte nicht die gleichen gewesen, da im Jahr 2017 verschiedene Messpunkte aus dem Jahr 2013 gegen bekannte Hochnitrat-Messstellen ausgetauscht worden seien. Betrachte man nur die Werte von den 2013er Messpunkten seien die bis 2017 im Mittel sogar gefallen. Außerdem seien in die Analyse für das Jahr 2013 Jahresdurchschnittswerte eingegangen, im Jahr 2017 aber die Höchstwerte ausgewählter Tage. Sind hier also gleich zweimal Äpfel mit Birnen verglichen worden?

„Die Meldung aus der Rheinischen Post ist statistisch gesehen der gleiche Unfug, als wollte man die Veränderung der jährlichen landesweiten Niederschlagsmenge durch einen Vergleich der 15 jeweils feuchtesten Orte ermitteln- und dann auch noch für ein Jahr basierend auf dem Durchschnitt pro Ort, das andere Jahr basierend auf dem Tagesmaximum“, betont Statistiker Prof. Walter Krämer von der TU Dortmund und Mitinitiator der Unstatitsik des Monats.

Wenn Höchstwerte als Durchschnitt verkauft werden

Gegen eine sinnvolle Messung der Nitratbelastung in Flüssen, Seen und im Grundwasser sei nichts einzuwenden, meint Krämer. Allerdings sei das dazu nötige europaweite Messnetz wissenschaftlich durchaus angreifbar. Speziell in Deutschland würden Messstellen gerne ausgetauscht beziehungsweise mit Bedacht in Hochbelastungsregionen angelegt. Dagegen wäre auch nichts einzuwenden, wäre man an der zeitlichen Entwicklung der Maxima interessiert. „Zum Betrug wird diese Vorgangsweise immer dann, wenn man das Ergebnis als landesweiten Durchschnitt verkauft. Hier zeigt sich, dass bei unveränderten Messpunkten die Belastung eher sinkt“, so der Statistikprofessor.

Foto: pixabay

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Berlin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Umweltmedizin

Weitere Nachrichten zum Thema Schadstoffe

23.01.2017

Tee ist in Deutschland so beliebt wie nie. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch an Tee lag 2015 bei 28 Litern. 70 Prozent davon waren Schwarztee. Das ZDF-Magazin „Wiso“ (23.1.2017) testete Schwarztees – und fand in allen Proben Pestizide.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin