Frühere Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass Lebendspender einer Niere eine normale Lebenserwartung haben. Es bestand jedoch die Sorge, dass - ähnlich wie bei Nierenkranken - das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht sein könnte. Auch wenn die verbliebene Niere die Funktion der entfernten Niere weitgehend übernehme, war es deshalb nicht auszuschliessen, dass Lebendspender auf lange Sicht gesundheitliche Nachteile, wie einen Anstieg des Blutdrucks mit seinen Folgen auf das Kreislaufsystem, davon tragen könnten.
Die Nephrektomie ist heute ein Routineeingriff
Eine jetzt im British Medical Journal (BMJ) veröffentlichte Studie scheint derartigen Befürchtungen die Grundlage zu nehmen: Nierenexperten aus Kanada haben 2028 Einwohner der Provinz Ontario, die zwischen 1992 und 2008 eine Niere gespendet haben, über bis zu 18 Jahre danach beobachtet. Allen Spendern wurden bis zu zehn gleichaltrige Personen gegenüber gestellt, die ebenfalls als Spender akzeptiert worden wären. Die Forscher stellten weder bei Herzinfarkten noch Schlaganfällen eine Abweichung nach oben fest.
Die Sterberate der Lebendspender war sogar niedriger als in der Kontrollgruppe. Dies bestätigt frühere Erfahrungen. "Denn die strengen Kriterien bei der Auswahl der Spender und die intensive medizinische Betreuung führen dazu, dass ihre Lebenserwartung im Vergleich zur Normalbevölkerung sogar erhöht ist", erläutert DGCH-Generalsekretär Professor Dr. med. Hartwig Bauer aus Berlin.
"Die Entnahme einer Niere, die so genannte Nephrektomie gehört heute zu den chirurgischen Standardeingriffen", fährt Bauer fort. Das Operationsrisiko sei Dank der sorgfältigen Voruntersuchungen und Auswahl der Spender sehr gering Einige Kliniken würden die Operation auch minimalinvasiv durchführen. "Diese laparoskopische Operation ist für den Spender besonders schonend und sie hinterlässt eine kürzere Narbe", so der Chirurg.
8 000 Dialyse-Patienten warten auf eine neue Niere
Die Nierenlebendspende ist für die Transplantationsmedizin unverzichtbar, betont die DGCH. Für etwa 8 000 Menschen, die in Deutschland jedes Jahr eine neue Niere benötigen, stehen nur etwa 2200 Nieren von Verstorbenen zur Verfügung. "Allein diese Zahlen könnten dazu veranlassen, sich für eine Organspende nach dem Tod zu entscheiden oder im Zweifelsfall sogar für eine Lebendspende", sagt Professor Bauer. Viele Dialysepatienten, die regelmässig zur Blutwäsche in die Klinik gehen, hoffen auf eine Lebendspende. In einigen Zentren beträgt der Anteil der Lebendnierenspenden bereits 25 Prozent. Die Lebendspende hat den Vorteil, dass die Operation genau geplant werden kann. Voraussetzung für eine Lebendspende ist, dass kein Organ eines Verstorbenen zur Verfügung steht. Der Spender muss mit dem Nierenkranken verwandt sein oder eine enge emotionale Beziehung zu ihm haben. Medizinische Tests zur Gewebeverträglichkeit müssen zudem gezeigt haben, dass Chancen auf einen langfristigen Erfolg der Transplantation bestehen.
Die Absicherung der Spender durch Leistungen der Krankenkassen wie Krankengeld zur Kompensation des Verdienstausfalls sollen im neuen Gesetz deutlich verbessert werden.