Niedriger Sozialstatus erhöht das Diabetes Risiko
Auf dem Diabetes Kongress 2013 in Leipzig werden dieser Tage auch geschlechtsspezifische Unterschiede bei Diabetes diskutiert. So war zu hören, dass Menschen mit einem niedrigem Sozialstatus und Bildungsgrad generell ein höheres Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Bei Frauen scheint dieses Risiko jedoch deutlich ausgeprägter zu sein als bei Männern. „Ein niedriger Sozialstatus und schlechte Bildung sind mit einem höheren Risiko für Diabetes verbunden, wobei der Zusammenhang zwischen Bildungsgrad und dem Auftreten von Übergewicht und Typ-2-Diabetes bei Frauen stärker ist“, sagte Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer, von der Universitätsklinik Wien. Und noch einen Geschlechterunterschied hat die Diabetologin ausfindig gemacht: „Diabetikerinnen haben doppelt so häufig wie Diabetiker Depressionen und auch häufiger Essstörungen.“
An Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben mehr Frauen als Männer
Auf der anderen Seite leiden Männer häufiger als Frauen an einem Metabolischen Syndrom, Bluthochdruck und haben somit ein ungünstigeres kardiovaskuläres Risikoprofil. „Allerdings versterben insgesamt mehr Frauen als Männer an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Außerdem ist das Vorliegen eines metabolischen Syndroms bei Frauen mit einem noch höheren Anstieg des kardiovaskulären Risikos verbunden als bei betroffenen Männern“, erklärt Kautzky-Willer. Dasselbe gelte auch für den manifesten Diabetes. Die genauen Ursachen dafür seien noch unklar. In jedem Fall könne die Sexualanamnese und Anamnese von Zyklusanomalien oder Schwangerschaftskomplikationen wichtige Informationen über das kardiometabolische Risiko geben, so die Diabetes-Expertin. Fest stehe, dass für die Entstehung und den Krankheitsverlauf von Diabetes mellitus unter anderem die erbliche Veranlagung, Sexualhormone, aber auch der Einfluss von Gesellschaft, Kultur und Geschlechterrollen bedeutsam seien. „Diabetes ist eine chronische Erkrankung, bei der sowohl biologische wie auch psychosoziale Faktoren eine große Rolle spielen“, so Kautzky-Willer.
Bei Männern könne eine erektile Dysfunktion auf Insulinresistenz, Diabetes oder eine kardiovaskuläre Erkrankung hinweisen. Bei ihnen sei Übergewicht und Insulinresistenz oft mit einem niedrigen Testosteronspiegel assoziiert, während bei Frauen wiederum hohe Androgenspiegel das Diabetesrisiko erhöhten. „So ist auch beim polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS), ein höheres Diabetes- und kardiovaskuläres Risiko beschrieben.“
Personalisierte Diabetestherapie gefordert
Das Geschlecht spielt offenbar auch bei den Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten, sowie beim Verordnungsmodus eine Rolle. Um die Therapieerfolge zu verbessern, sei eine individuelle geschlechtersensitive Schulung und Betreuung unerlässlich, forderte Kautzky-Willer. Die geschlechtsspezifische Behandlung sei mittlerweile Bestandteil einer personalisierten Diabetestherapie.
In Deutschland leben rund sechs Millionen Menschen mit der Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus Typ 2. In vielen Fällen ist die Erkrankung mit einem gesünderen Lebensstil – sprich mehr Bewegung und weniger Kalorien – in den Griff zu bekommen. Ein Großteil der Typ2 Diabetiker benötigt aber Medikamente.
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