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Niedrigen Blutdruck selbst behandeln

Freitag, 4. September 2020 – Autor:
Einen niedrigen Blutdruck haben in Deutschland bis zu drei Millionen Menschen. Viele Betroffene fühlen sich durch die Beschwerden beeinträchtigt. Ein Experte erklärt, wie man ihn selbst behandeln kann.
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Kneippen hilft bei niedrigem Blutdruck – Foto: ©stgrafix - stock.adobe.com

Einen niedrigen Blutdruck durch Veranlagung haben in Deutschland bis zu drei Millionen Menschen. Er macht sich durch Schwindel, Benommenheit, Flimmern vor den Augen, morgendliche Müdigkeit, Antriebsmangel, Konzentrations- und Leistungsschwäche bemerkbar. Auch kalte Hände und Füße, ein Gefühl des Luftmangels, Herzklopfen und innere Unruhe können auftreten.

Der Leidensdruck kann hoch sein, die Betroffenen sind durch die Beschwerden beeinträchtigt. Das berichtet Prof. Thomas Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Er erläutert, wie man den niedrigen Blutdruck selbst behandeln kann - und zwar ohne Medikamente.

Niedrigen Blutdruck selbst behandeln

Um den niedrigen Blutdruck selbst zu behandeln helfen einfach Maßnahmen wie:

  • eine erhöhte Kochsalzzufuhr (zum Beispiel kräftig nachsalzen oder kräftige Fleisch- oder Gemüsebrühe), denn das Salz bindet Wasser, erhöht das Blutvolumen und somit auch den Blutdruck 
  • eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme (2 bis 2,5 Liter am Tag)
  • körperliches Training (Ausdauersport, Radfahren, Schwimmen, Joggen)
  • Hydrotherapie (Wechselduschen, Kneippkuren, Trockenbürsten, Sauna)
  • Kraftgymnastik (Liegestütze, Kniebeugen, Hantelübungen). Die Muskulatur der Beine soll gekräftigt werden, um die Pumpfunktion der Venen zu verbessern
  • ausreichenden Nachtschlaf, für das Aufstehen (langsam!) muss genügend Zeit eingeplant werden
  • einen Aufenthalt in klimatischen Reizzonen (Nordsee, Hochgebirge)
  • ein großes Glas Wasser vor dem Aufstehen kann den Blutdruck erhöhen
  • bei längerem Stehen soll die Wadenmuskulatur bewegt werden, um Ohnmachten vorzubeugen
  • auf Alkohol weitgehend verzichten
  • ausgedehnte Krampfadern können die Neigung zu niedrigem Blutdruck verstärken. Für eine bessere Blutzirkulation in den Beinen sind Stützstrümpfe zu empfehlen

Hitze kann zu niedrigem Blutdruck führen

Eine Hypotonie, wie der niedrige Blutdruck in der Fachsprache genannt wird, liegt vor, wenn der systolische (obere) Blutdruckwert unter 110 mmHg liegt. Dieser Grenzwert ist unabhängig von der Höhe des diastolischen (unteren) Blutdruckwerts. Vorübergehend kann es bei jedem Menschen zu niedrigem Blutdruck kommen, etwa bei längerer Hitzeeinwirkung, nach Infektionskrankheiten oder Durchfall wegen des Flüssigkeitsverlusts und nach längerer Bettruhe.

Im Gegensatz zum Bluthochdruck ist der niedrige Blutdruck für das Herz in aller Regel unbedenklich - wenn ihm keine Krankheiten zugrunde liegen, betont der Kardiologe und Pharmakologe Meinertz. "Ist aber der Leidensdruck wegen der Beschwerden groß, sollten Betroffene zum Arzt, um organische Ursachen auszuschließen", so der Mediziner.

Organische Ursache können eine Unterfunktion der Nebenniere (Morbus Addison), der Schilddrüse oder der Hirnanhangdrüse, eine Blutarmut (Anämie), eine Erkrankung des vegetativen Nervensystems, Herzklappenfehler oder eine schwere Herzschwäche sein. Hier ist die Hypotonie das Symptom einer Krankheit beziehungsweise einer organischen Fehlfunktion, die gegebenenfalls medikamentös oder operativ behandelt werden muss.

Blutdruckabfall beim Wechsel vom Liegen zum Stehen

Kommt es beim Wechsel vom Liegen oder Sitzen zum Stehen oder bei längerem Stehen zu einem Blutdruckabfall mit Schwindel, Benommenheit und Gangunsicherheit, liegt meist ein sogenannter orthostatischer niedriger Blutdruck vor. Zur Vermeidung dieser orthostatischen Form der Hypotonie sollte ein abrupter Wechsel vom Liegen oder Sitzen in die stehende Position vermieden werden. "Der Lagewechsel sollte schrittweise und langsam erfolgen", rät Meinertz.

Bei älteren Hochdruckkranken mit Beschwerden wie Schwindel und Benommenheit kann der orthostatische niedrige Blutdruck die Ursache der Beschwerden sein, möglicherweise durch Medikamente ausgelöst. "Das können Diuretika sein, die die Wasserausscheidung verstärken, Blutdrucksenker wie Alphablocker, Psychopharmaka, Schlafmittel oder Medikamente gegen Parkinson", erklärt Meinertz.

Orthostatischer niedriger Blutdruck bei Älteren

Wird die Hypotonie nicht durch Medikamente ausgelöst, sollten Betroffene dem niedrigen Blutdruck durch Maßnahmen wie oben entgegenwirken, also erhöhte Kochsalzzufuhr und Flüssigkeitsaufnahme, regelmäßiges körperliches Training, Wechselduschen. Zusätzlich sollte beim Schlafen in der Nacht das Kopfende des Bettes um 15 cm hochgestellt werden, um den Patienten an die aufrechte Körperhaltung zu gewöhnen. "Der orthostatische niedrige Blutdruck tritt häufig bei älteren Menschen mit niedrigem und mit hohem Blutdruck auf und kann zu Stürzen mit all seinen Folgen führen."

Über die Formen der Hypotonie und wie und wann therapiert werden sollte informiert der Ratgeber "Niedriger Blutdruck: Ursachen und Therapie", der bei der Herzstiftung per Telefon unter 069 955128 400 kostenfrei angefordert werden kann (www.herzstiftung.de).

Foto: Adobe Stock/stgrafix

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