Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Nicht alle neuen Medikamente sind wirklich besser

Freitag, 10. Mai 2013 – Autor:
37 neue Medikamente hat der Gemeinsame Bundesausschuss mittlerweile überprüft. Zwei von drei der neuen Präparate helfen demnach mehr als bisherige Medikamente. Einen beträchtlichen Zusatznutzen wird aber nur jedem fünften Medikament bescheinigt.
G-BA Bilanz Nicht alle neuen Medikamente sind wirklich besser

Pharmaunternehmen kommt es teuer zu stehen, wenn der G-BA neuen Medikamenten keinen Zusatznutzen attestiert

Das Arzneimittelgesetz (AMNOG) fordert für neue Medikamente den Nachweis eines Zusatznutzens gegenüber bereits zugelassenen Präparaten. Seit Inkrafttreten des Gesetzes vor gut zwei Jahren überprüft der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) neue Medikamente auf ihren Zusatznutzen. Wird dem Medikament kein Zusatznutzen bescheinigt, darf der Hersteller keinen höheren Preis dafür verlangen als für ein herkömmliches Präparat. Andernfalls wird es von den gesetzlichen Krankenversicherungen nicht erstattet.

Bilanz des Gemeinsamen Bundesausschusses

Jetzt hat der G-BA eine Bilanz gezogen, die der Presseagentur dpa vorliegt. Demnach helfen zwei von drei neuen Arzneimitteln gegen Krankheiten wie Krebs, Bluthochdruck oder Diabetes den Patienten mehr als die bisher gängigen Medikamente. Doch einen wirklich beträchtlichen Zusatznutzen bescheinigt der G-BA nur jedem fünften neuen Medikament. Laut Presseagentur sieht die G-BA-Bilanz folgendermaßen aus: Von 37 überprüften Mitteln erkannte der G-BA in sieben Fällen einen beträchtlichen Zusatznutzen. In 14 einen geringen und in drei einen nicht näher bestimmbaren. Den meisten anderen Medikamenten wurde kein Mehrwert oder das Fehlen vollständiger Nachweise bescheinigt.

So geschehen bei dem Diabetes-Mittel Trajenta: Der G-BA hatte dem Antidiabetikum im Februar keinen Zusatznutzen attestiert. Daraufhin hat Hersteller Boehringer Ingelheim es nicht auf den deutschen Markt gebracht. In allen anderen Ländern Europa steht Trajenta mit dem Wirkstoff Linagliptin hingegen zur Verfügung.

Nutzenbewertung soll Milliarden einsparen helfen

Vertreter der Pharmaindustrie kritisieren immer wieder die Bewertungsverfahren des G-BA. Für sie steht viel auf dem Spiel und es dürfte noch schlimmer kommen: Im April hatte der G-BA beschlossen, nicht nur neue, sondern auch Mittel auf dem Bestandsmarkt zu überprüfen. Als erstes stehen Wirkstoffe zur Behandlung von Volkskrankheiten wie Diabetes, Osteoporose und Depressionen auf der Liste des Gremiums.

Ziel der im AMNOG vorgeschriebenen Nutzenbewertung sind  Einsparungen im Gesundheitswesen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wurden bereits im ersten Jahre nach Einführung des Gesetzes Anfang 2011 rund 1,1 Milliarden Euro Arzneimittelkosten eingespart. Ein Teil der Einsparungen geht auch auf Arzneimittelrabattvertrage zwischen Herstellern und Krankenkassen zurück.

Foto: Boehringer Ingelheim

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik

Weitere Nachrichten zum Thema Medikamente

Viele Menschen wissen nicht, wie sie ihre Medikamente entsorgen sollen und kippen sie dann einfach in die Toilette. Doch das ist falsch. Medikamentenreste sollten stattdessen über den Hausmüll entsorgt oder bei Apotheken oder speziellen Sammelstellen abgegeben werden.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin