Neuropathie bei Gicht häufiger als gedacht
Viele Menschen leiden unter Hyperurikämie, weisen also erhöhte Harnsäurewerte auf. Etwa jeder Zehnte von ihnen entwickelt eine Gicht. Dabei kommt es zu einer Ablagerung von Harnsäurekristallen in den Gelenken oder im gelenknahen Gewebe. Symptome eines akuten Gichtanfalls sind Schmerzen, Rötungen, Schwellungen und Überwärmung des betroffenen Gelenks sowie eine starke Berührungsempfindlichkeit. Auch Fieber, Kopfschmerzen und Übelkeit können auftreten. Eine weniger bekannte Folge können Neuropathien sein. Über sie wurde bisher zwar wenig berichtet, dennoch kommen sie bei Gicht-Patienten relativ häufig vor, wie mexikanische Wissenschaftler nun berichtet haben.
Gichtpatienten leiden häufig unter Mononeuropathien
Die Forscher vom Hospital General de Mexico hatten 162 Gicht-Patienten mittels Nervenleitgeschwindigkeit (CS) und Fragebögen auf Neuropathien untersucht und ihre Ergebnisse beim diesjährigen Kongress der European League Against Rheumatism (EULAR) vorgestellt. Die Patienten litten im Durchschnitt seit 14 Jahren an Gicht. Die Analyse ergab, dass 65 Prozent der Patienten eine periphere Neuropathie hatten. Jeder Zweite wies dabei eine Mononeuropathie auf, die durch eine Neurapraxie, also eine Leitungsblockade ohne strukturelle Schädigung der Nervenzelle, hervorgerufen wurde. Bei 89 Prozent der Betroffenen war der Mittelnerv im Karpaltunnel betroffen. Etwa jeder dritte Gicht-Patient litt an einer Polyneuropathie.
Ernährungsregeln und Medikamente können bei Gicht helfen
Neben den akuten Gichtanfällen kann die Erkrankung auch chronisch werden. Doch oft ist sie durch die Einhaltung bestimmter Regeln gut in den Griff zu bekommen. Dazu gehört unter anderem das Befolgen von Ernährungsempfehlungen. Betroffene sollten vor allem ihre Purinaufnahme reduzieren, den Alkoholkonsum einschränken sowie Übergewicht abbauen. Größere Mengen Purin sind in Fleisch, bestimmten Gemüsesorten, Krustentieren und Hülsenfrüchten vorhanden - diese Nahrungsmittel sollten daher nur in Maßen genossen werden. Bei einem akuten Anfall helfen die Hochlagerung und die Kühlung des Gelenks.
Bei einer medikamentösen Therapie werden meist nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Glukokortikoide und Colchizin eingesetzt. Sie zielen darauf ab, bei einem akuten Gichtanfall möglichst schnell Schmerzfreiheit zu erreichen sowie die Gelenkentzündung zurückzudrängen. Bei Unverträglichkeit oder Kontraindikation von NSAR, Colchizin oder Kortison kann auch Interleukin-1 als Alternative in Betracht gezogen werden kann. Erst kürzlich haben Forscher in einer Übersichtsarbeit darauf hingewiesen, dass harnsäuresenkende Medikamente bei einem akuten Gichtanfall kontraindiziert sind. Sie werden zwar bei chronischer Gicht verschrieben, können jedoch zunächst zu einem akuten Gichtanfall führen oder diesen verstärken.
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